Alter Bahnhof

Aus Bauwissen



Der Alte Bahnhof

Datei:Alter Bahnhof.JPG
Alter Bahnhof, 2017
Standort 52°15'32.3"N 10°31'08.2"E

52.263511, 10.533114 [1]

Städtebauliche Einordnung Kopfbahnhof
Bauaufgabe Bahnhofsbau
Baujahr 1837,1845
Epoche Neugotik
Architekt Carl Theodor Ottmer
Ingenieur -
Bauherr Braunschweigische Staatseisenbahn
Beteiligte Firmen -
Nutzung Kopfbahnhof
Konstruktion Mischbauweise
Gebäudetyp Kopfbahnhof
Baumaterial Fassade: Backstein, verputzt
Oberflächen -


Baubeschreibung

Der Alte Braunschweiger Bahnhof stand auf Küsters Insel, südlich der Innenstadt Braunschweigs. Der Bahnhof war umgeben von der Oker und dessen Abzweigungen.

Erstes Gebäude

Das erste Empfangsgebäude des Braunschweiger Bahnhofs stand mit der Seite zur Stadt gerichtet. Es war in drei Teile gegliedert, einen hohen Mittelraum und zwei Seitenräume, die nur halb so breit waren wie der Mittelraum. Von Außen war das Gebäude durch fünf spitzbögige Arkarden zugänglich. Die zwei Seitenhallen waren mittels spitzbögiger Arkarde zum Mittelraum hin geöffnet. Die Seitenhallen bestanden jeweils aus zwei Jochen analog zu den Arkaden der Fassade. Zwei Türme schlossen sich der Konstruktion an, einer rechteckig und der andere polygonal. Die Funktion beider Türme ist bis heute nicht vollständig geklärt. Der Bahnhof war unterteilt in Abfahrts- und Ankunftsseite. Wobei sich auf der Abfahrtsseite eine mehrschiffige nach Westen offene Eingangshalle befand und bei der Abfahrtsseite keine Überdachung zu finden war. Die Türme befanden sich ebenfalls auf der Abfahrtsseite. Die Gleise standen allerdings nicht in direkter Verbindung mit dem Empfangsgebäude.

Zweites Gebäude

Bei der Errichtung des zweiten Empfangsgebäudes des Braunschweiger Bahnhofs wurde zunächst der Braugrund um zwei Fuß erhöht. Die Konstruktion wurde dann auf einem Pfahlrostystem unterhalb des Oker-Niedrigwassers in Mischbauweise errichtet. Das Sockelgeschoss war allerdings teilmassiv. Die Fassade ist aus Backstein und der Innenausbau erfolgte in Holzfachwerk. Anders als zuvor war das Gebäude nun zur Stadt hin gerichtet und stand nicht weiter seitlich zum Stadtkern. Das zweite Gebäude bestand ebenfalls aus drei Teilen, dem Empfangsgebäude und zwei angrenzenden Restarationsgebäuden. Das Empfangsgebäude war einstöckig und von Säulen gestützt. Ebenfalls beinhaltete es eine gewölbte Eingangshalle mit erhöhtem Mittelbau. Die Halle beinhaltete Aufenthaltsräume sowie Räume zur Gepäckabfertigung durch Post und Zoll. Die Restarationsgebäude wurden mittels quadratischen Raster unterteilt und bildeten eine Art Eckpavillion des Empfangsgebäudes. Hier befanden sich Speisesäle, Verwaltungsräume und Dienstwohnungen. Alle Gebäudeteile standen miteinander in Verbindung und bildeten eine U-Form um das Gleisbett, das nun direkt im Gebäude endeten. Es gab immer noch eine Unterteilung in Abfahrts- und Ankunftsseite, nur der Güterverkehr war separiert.


Bau- und Nutzungsgeschichte

Die erstmalige Planung des Braunschweiger Bahnhofs vollzog der Finanz- und Baudirektor Phillip August von Amsberg. Ziel war es, eine Ausflugslinie in den Harz für die Herzogische Braunschweigische Staatseisenbahn zu realisieren. Entworfen wurde der Bahnhof mit Empfangsgebäude allerdings von Carl Theodor Ottmer, der auch die Bauaufsicht innehatte. Die Planung der ersten Strecke 1837 beinhaltete eine Verbindung zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel. Nach Realisierung dieser Strecke fand am 6. November 1838 die erste Versuchsfahrt statt und am 1. Dezember 1838 die erste öffentliche Fahrt. Im Jahr 1840 entstand die Erweiterung nach Bad Harzburg. Eine Vielzahl von Erweiterungen folgten in den darauffolgenden Jahren. Der Bahnhof grenzte an die Oker, weswegen die Gleise über eine Eisenbahnbrücke geführt wurden. Die Funktion eines heute sogenannten Kopfbahnhofes gab es zu der Zeit noch nicht. Die Lokomotivführer wurden auf eine Drehscheibe gelenkt, wo man die Lok um 360 Grad drehen konnten um wieder aus dem Bahnhof herauszukommen. Schnell wurde klar, dass das bisherige Empfangsgebäude dem großen Ansturm an Personenverkehr nicht mehr lange Stand halten kann. Der Güterverkehr gelang auch immer weiter an Bedeutung. So plante Carl Theodor Ottmer 1843 ein neues Empfangsgebäude, dessen Realisierung er 1845 nicht mehr erlebte. Die Fertigstellung erfolgte durch den Baumeister Blumenstengel. Das Gebäude sollte eine Bahnhofsstätte darstellen und verpachtet und extern bewirtschaftet werden. Aufgrund des erhöhten Flächenbedarfs des zweiten Empfangsgebäudes wurde das Areal des Bahnhofes auf den angrenzenden Holzhof ausgeweitet. Dies beinhaltete auch die Korrektur des Flusssystems der Oker. Ebenso wurde die heutige Funktionsweise eines Kopfbahnhofes mit dem zweiten Empfangsgebäudes realisiert. Während des zweiten Weltkrieges wurde der Bahnhof mehrmals beschädigt. Das Kopfgebäude ist allerdings bis heute erhalten und befindet sich im Besitz der Landessparkasse. 1960 wurde nicht nur das Empfangsgebäude, sondern der gesamte Bahnhof ersetzt, da der Alte Bahnhof dem immer größer werdenden Ansturm an Personen- und Güterverkehr nicht mehr Stand hielt. Ebenfalls wollte man den Kopfbahnhof durch einen Durchgangsbahnhof ersetzen.



Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Das erste Empfangsgebäude des ersten Braunschweiger Bahnhofs ist dem neugotischen Stil zuzuordnen. Das Gebäude stand als einzelne Konstruktion auf freier Landschaft, was ein prägendes Merkmal des neugothischen Stils ist. Die großen spitzbögigen Arkaden in der Fassade dienten als Eingang und vermittelten die Illusion eines Tores. Beschrieben wird das Gebäude als Zweckbau mit malerischem Ausdruck. Das zweite Empfangsgebäude des ersten Braunschweiger Bahnhofs ist dem klassizistischen Stil zuzuordnen. Ein besonderes Merkmal dieses Baustils ist der Aufbau des Gebäudes durch zwei Außenpositionen mit eingespannten Mitteltrakt. Anders als das erste Empfangsgebäude stand der Bahnhof nun nicht mehr als einzelnes außenstehendes Gebäude da, sondern fügte sich durch seinen Baustil in das Bild der Braunschweiger Innenstadt ein.

Bilder


Quellen

  • Der Erste Braunschweiger Hauptbahnhof von Carl Theodor Ottmer: Ein Hauptwerk früher europäischer Bahnhofsarchitektur / Claudia A. Gronen
  • Carl Theodor Ottmer : 1800 - 1843 ; Braunschweigischer Hofbaumeister - europäischer Architekt / Gerd Biegel