Altstadtrathaus

Aus Bauwissen

Altstadtrathaus

Datei:Das Altstadtrathaus.jpg
Das Altstadtrathaus
Standort 52° 15′ 47″ N, 10° 31′ 0″ O [1]
Städtebauliche Einordnung Am Altstadtmarkt
Bauaufgabe Verwaltungsbau
Baujahr unbekannt
Epoche Gotik
Architekt unbekannt
Ingenieur unbekannt
Nutzung Rathaus
Konstruktion Bruchsteinmauerwerk
Gebäudetyp Verwaltungsbauten
Baumaterial Bruchsteinmauerwerk mit braunrotem und weißlichem Rogenstein


Baubeschreibung

Konstruktion: Der Stil des Altstadtrathauses lässt sich in die Epoche der Gotik einordnen und bildet mit der Martinikirche ein Architektur Ensemble. Das Gebäude besteht aus zwei gleich großen Flügeln dem West- und Nordflügel. An jedem Flügel befinden sich vier Figurenpaare. Diese stellen die verschiedenen Herrschaftsfiguren Braunschweigs mit ihren Gattinnen dar. Am Nordflügel befinden sich von Westen nach Osten die Welfen Otto IV, Heinrich der Löwe und Wilhelm von Lüneburg. Am Westflügel befinden sich die vier Ottonen, von Heinrich I bis Otto III. Die Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk mit weißlichem und braunrotem Rogenstein. Das Altstadtrathaus bildet ein Architektur Ensemble mit der Martinikirche.

Bauentstehung: Als ein Gebäude aus der ersten Hälfte des 13 Jahrhunderts zählt das Braunschweiger Altstadtrathaus zu den früheren deutschen Rathäusern. Erstmals 1253 wurde das bereits bestehende Rathaus am Altstadtmarkt abgerissen, um einen neuen repräsentativen Neubau zu bauen. Es sollte nicht nur Raum für Verwaltungsangelegenheiten geschaffen werden, sondern auch das Zentrum der Altstadt mit der Martinikirche bilden. Das genaue Entstehungsdatum des Rathauses kann nicht bestimmt werden. Die Bauphase erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte, aber mit der Erwähnung des Rathauses 1302 kann ein ungefährer Entstehungszeitpunkt festgelegt werden. Genauere Daten liegen für den Ausbau des Altstadtrathauses vor, wie bei dem Bau des Nordflügels und der Fassade des Westflügels von 1393 bis 1396. Etwas später wurde die Fassade des Nordflügels von 1447 bis 1468 fertiggestellt.

Einordnung von Gebäudeabschnitten in Zeitabschnitte: Die noch bis heute erhaltenden Bauteile können in das vierte oder fünfte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts eingeordnet werden. Bei dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg wurde alter Baubestand in Form von Holz aus dem Entstehungsjahren des Altstadtrathauses ermittelt. Analysen zufolge wurde das Holz 1288 geschlagen und noch in diesem Jahr verwendet. Die Kellerdecke des Westflügels wurde grob in das Jahr um 1290 eingeordnet.



Innenbau: Das Obergeschoss bestand aus Herrenstube, Schotteldornse, Fastelabenddornse und der großen Dornse. Der Raumschmuck setzt sich aus Bildern der Fürsten des Schmalkaldischen Bundes und einem Wandteppich von Karl Wolframs zusammen.

Außenbau: Das Altstadtrathaus besteht aus zwei Flügeln, dem Nord- und Südflügel. Das Gebäude bildet mit der Martini Kirche ein Architektur Ensemble, dies ist unteranderem dadurch hervorgehoben, dass die beiden Flügel rechtwinklig aufeinander stehen. Als wichtiges Merkmal des Außenbaus des Rathauses gelten auch die 17 Standbilder ottnischer und welfischer Herrschaftspersönlichkeiten. Hier sind die Kaiser und Könige zusammen mit ihren Gattinnen abgebildet. Aufgrund des fehlenden Platzes ist Kaiser Lothar von Süpplingenburg als einziger ohne Gattin dargestellt. Ebenfalls charakteristisch sind die Laubengänge mit dem hochgotischen Maßwerk. Sie erstrecken sich über zwei Geschosse. In dem Laubengang des Erdgeschosses wurden überwiegend Spitzbogen verwendet, wobei die Laubengänge im Obergeschoss aus Loggien besteht, die durch Pfeiler geteilt sind.

Bau- und Nutzungsgeschichte

Bauliche Veränderungen: Aufgrund des hohen Alters des Gebäudes erlitt das Altstadtrathaus große Veränderungen durch Umbauten und Restaurationen. Der Keller wurde zu Beginn des letzten Jahrzehnts des 13. Jahrhunderts erweitert. Ende des 17. Jahrhunderts wurde mit dem Stattfinden der Braunschweiger Messe (um 1671) das Gebäude stark beschädigt und musste erneuert werden. Um das Gebäude mit einer klassizistischen Fassade verkleiden zu können wurden die Lauben 1773 abgebrochen. Durch Friederich Maria Krahe erfuhr das Altstadtrathaus bis in die heutige Zeit seine größten Veränderungen. Die Renovierungsarbeiten der Säle erstreckten sich über mehrere Jahre und waren der Grundstein für das heutige Erscheinungsbild des Altstadtrathauses. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Rathausflügel in ihrer Firsthöhe angeglichen. Zudem fanden drastische Veränderungen statt, um das Altstadtrathaus das charakteristische Aussehen eines idealgotischen Gebäudes zu verleihen ohne die tatsächlichen mittelalterlichen Baubefunde zu beachten. Wiederaufbaumaßnahmen fanden 1947 aufgrund der kompletten Zerstörung des Gebäudes durch zahlreiche Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg. Die Wichtigkeit des Altstadtrathauses lässt sich daran erkennen, dass trotz fehlender Finanzmittel der Stadt Braunschweig der Wiederaufbau durch die Bevölkerung mitfinanziert wurde.

Nutzungsänderungen: Das Altstadtrathaus wurde früher für Ratssitzungen vor allem im Erdgeschoss genutzt. Die Nutzung und Verwendung des Altstadtrathauses erstreckte sich auf verschiedenen Ebenen. Es war Gerichtsort, sowie Gefängnis und Folterkammer und Aufbewahrungsort für Waffen. Die Funktion ging über die eigentliche Funktion eines Rathauses hinaus. Bis zur heutigen Zeit fand eine Nutzungsänderung des Altstadtrathauses statt. Heute wird es überwiegend für repräsentative Zwecke genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich das städtische Museum und im großen Saal des Hauptgebäudes, der Dornse, werden Stadtgäste Braunschweigs empfangen. Außerdem werden im Keller die im Krieg nicht zerstörten Teile des Altstadtbrunnens beherbergt.

Geschichtlicher Hintergrund: Seit dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts lässt sich ein Rathaus in Braunschweig nachweisen, daraus kann jedoch kein genaueres Entstehungsdatum abgeleitet werden. Die ersten bekannten Bauphasen 1393 bis 1396 und 1447 bis 1468 wurden von Unruhen der ,,Braunschweiger Schichten’’ überschattet. Das Altstadtrathaus verfiel nach Verlust der Selbstständigkeit 1671 und durch das Stattfinden von Messen. Erst 1858 erlang die Stadt Braunschweig das Rathaus wieder in ihren Besitz zurück.

Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Das Altstadtrathaus ist der Epoche der Gotik zuzuordnen. Einige wichtige konstruktive, räumliche und ästhetische Elemente in der Gotik sind die großen Fenster und Kreuzrippengewölbe. Die großen Fenster ermöglichen die Konstruktion eines relativ leichten Bausystems. Diese Besonderheit lässt somit große Konstruktionen zu. Des Weiteren wird die Konstruktion durch die Kreuzrippengewölbe stabiler. Sie lässt keine unregelmäßigen Lastverteilungen zu, indem sie die Kräfte an möglichst einer Stelle einer Wand zusammenfasst. Im Gegensatz zum vorgotischen Halbkreisbogen ist das Einsetzten von Spitzbogen und Strebbogen Charakteristik der Gotik. Der Strebbogen dient als Stütze, der den herrschenden Lasten entgegenwirkt.

Bilder

Quellen

  • Matthias Ohm: Braunschweiger Werkstücke- Das Braunschweiger Altstadtrathaus, Verlag Hanse Buchhandlung Hannover 2002
  • Robert Mark (Hrsg), Vom Fundament zum Deckengewölbe:Großbauten und ihre Konstruktion von der Antike bis zur Renaissance, Birkhäuser-Verlag für Architektur, Basel, Schweiz, 1995