Audimax TU Braunschweig
Audimax TU Braunschweig
Bauaufgabe | Bau eines Audimax, Rektorats- und Bibliotheksgebäudes |
Baujahr | 1959-1961 |
Epoche | Nachkriegsmoderne, Braunschweiger Schule |
Architekt | Friedrich Wilhelm Kraemer |
Bauherr | Technischen Hochschule Carolo Wilhelmina |
Nutzung | Hörsaalgebäude |
Konstruktion | Massivbau |
Gebäudetyp | Universitätsgebäude |
Baumaterial | Fassade: Beton, Glas, Aluminium |
Baubeschreibung
Außen
Das Auditorium Maximum oder auch Audimax ist ein kubusförmiger Bau, der Teil des von 1959 bis 1970 von Friedrich Wilhelm Kraemer erbauten Gebäudeensembles des Forumsplatzes der Technischen Universität ist. Das Gebäude umschließt drei Ebenen. Zunächst der Eingangsbereich, von dem man Zugang zum Terrassengeschoss mit dem Audimax-Hörsaal sowie zum Kellergeschoss mit dem Physikhörsaal hat. Eine klare Ordnung mit großen Formen dominiert den Entwurf mit kontrastierenden Farben und Materialien. So ist zum Beispiel an der Außenfassade die Betonwerksteinoberfläche sichtbar. Dagegen ist an der Nord- und Südseite vollflächig eine Aluminiumrahmen-Glasfassade errichtet. Die zweischalige Glasfassade kann mit einem elektrisch fahrbaren Sonnenschutz verschlossen werden. Unter der umlaufenden, scheibenartigen Terrasse befindet sich eine allseitig geöffnete Arkade, die von schlanken, quadratischen Stützen getragen wird. Die Brüstung der Dachterrasse sowie die Stützen haben ebenfalls eine Betonwerksteinoberfläche. An der Westfassade die Wandinstallation des Künstlers Hans Arp zu sehen.
Die signumartige Aluminiumplastik trägt den Namen: „Wolkenzug über Nachschwarzen Himmel“ und geht somit auch auf den farblichen Kontrast der Bauteile ein. Bis in die 1970ger Jahre hatte das Auditorium Maximum einen dunkelgrauen Anstrich, von dem sich die Aluminiumplastik deutlich abgehoben hat. Auf Grund von Schäden durch thermische Zwänge wurde in Absprache mit der Familie des Künstlers die Farbgebung geändert. Heute hat der Kubus einen weißen Anstrich und die Plastik hebt sich mit ihrer Dunkelbronze deutlich von der Oberfläche ab.
Innen
Auch im Inneren des Gebäudes kehren die Proportionen und Kontraste wieder. Im Foyer, in dem sich die Garderobe, die Toiletten, der Eingang zu den beiden Hörsälen sowie kleinere Nebenräume befinden, dominiert eine Holzleistendecke mit ursprünglichen Punktleuchten. Nachträglich wurde noch eine Cafeteria eingebaut. Den großen Hörsaal, das Audimax, mit ca. 1000 Sitzplätzen erreicht man zweiseitig durch eine Treppe. Die rot gepolsterte Bestuhlung hebt sich klar von dem sonst sehr schlicht gehaltenen Saal ab. Ein Podium, eine Vorführkabine sowie eine große, frei im Raum stehende Schallwand und der Zugang zu der Terrasse befindet sich ebenfalls in dieser Räumlichkeit.
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Der im Kellerschoss untergebrachte Physikhörsaal bietet Platz für um die 600 Personen. Ebenfalls untergebracht in diesem fensterlosen Saal ist ein Vorbereitungsraum und eine Demonstrationsebene. Nicht zu übersehen, war bis zuletzt die brandschutztechnischen Maßnahmen in Form von zum Beispiel sichtbaren Kabeln an der Holzleistendecke. Seit 2016 bis voraussichtlich 2020 wird das Denkmal aus verschiedenen Gründen einer Sanierung unterzogen
Bau- und Nutzungsgeschichte
Nach dem zweiten Weltkrieg benötigte die Technische Hochschule Carolo Wilhelmina zu Braunschweig dringend einen Erweiterungsbau. Es fehlten ein Audimax, ein Rektorats und ein Bibliotheksgebäude. Gegenüber des Altgebäudes befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Trümmergelände, das als Baugrundstück in Erwähnung gezogen und anschließend auch erworben wurde. Das Audimax wurde als erstes Gebäude des Ensembles des Forumsplatzes 1961 fertiggestellt. Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer war zu dieser Zeit selber Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an der damaligen Technischen Hochschule. Um eine hohe, gelichbleibende Qualität der Bauteile zu sichern, wurden zum Beispiel die Stützen im Fertigteilwerk erstellt. Diese wurden vor Ort gegossenen Beton mit der Kassettendecke verbunden. Die Gebäudenutzung bzw. die Nutzung des Forumsplatzes änderten sich bis heute nicht.
Bereits 10 Jahre nach Fertigstellung des Audimax zeigten sich enorme Schäden am Bauwerk durch thermische Zwänge, sodass, wie oben erwähnt, die Farbgebung des Gebäudes geändert wurde. Auf Grund von Korrosionsschäden wurden bereits auch die ersten Sanierungsmaßnahmen an der Fassade durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde dann die Außenwand des Foyers instandgesetzt. Weitere Sanierungsmaßnahmen folgten 2010/2011. In diesem Rahmen wurden Maßnahmen durchgeführt, die unter anderem die Dachabdichtung, Wärmedämmung, die Lüftungstechnik, Mediatechnik sowie die Bestuhlung im Audimax und den Bodenbelag umfassten. Auch brandschutztechnische Maßnahmen galten umzusetzen. Hierbei stellte besonders die Holzleistendecke eine große Herausforderung dar. Wäre diese im Zuge der Sanierungsmaßnahmen entfernt worden, hätte sie auf Grund brandschutztechnischer Bestimmungen nicht mehr montiert werden dürfen. Das hatte zu Folge, dass, wie bereit oben erwähnt, unter anderem die Kabel deutlich sichtbar und auffällig an der Holzleistendecke entlanggeführt wurden.
Seit 2016 wurde erneut eine Sanierungsmaßnahme an dem Denkmal gestertet. Ziel ist vor allem die Instandhaltung der Bausubstanzen und eine Sicherstellung einer dauerhaften Nutzung. In diesem Rahmen ist besonders der sommerliche Wärmeschutz ein wichtiger Gesichtspunkt. 2020 soll der Bauabschnitt voraussichtlich abgeschlossen werden.
Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren
Der Bau des Gebäudeensembles auf dem Forumsplatz steht für einen Neuanfang der Technischen Hochschule nach dem Krieg. Das Auditorium Maximum galt lange als Anschauungsmaterial der zeitlosen Architektur der Nachkriegsmoderne.
Nach dem Krieg mussten viele Gebäude auf eine schnelle Art und Weise erbaut bzw. auch wieder aufgebaut werden. Gleichzeitig gab es viele große freie Flächen, die Möglichkeiten zu einer Neugestaltung des innerstädtischen Erscheinungsbildes gab. Maßgebend kam der Baustoff Beton zum Einsatz. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950ger Jahren wurden viele Bürogebäude- und Universitätskomplexe entworfen und errichtet.
Das Auditorium Maximum ist des Weiteren der sogenannten Braunschweiger Schule zuzuordnen. Nach dem Krieg war es neu, funktionale, durchdachte und ohne Verzierung konzipierte Bauwerke zu errichten. Die Namensgebung dieses Baustils kommt daher zustande, dass die prägenden Architekten (Friedrich Wilhelm Kraemer, Walter Henn und Dieter Oesterlen) aus Braunschweig stammen. Dieser neue Baustil betont die Denkweise des Neuanfangs.
Quellen
- KRAEMER, F.W. (1963): Auditorium Maximum, Rektorat der Fakultät I, Bibliothek, Neubau der elektrotechnischen Institute. In: Die Technische Hochschule
- Braunschweig. Hrsg: im Auftrag des Senats der Carolo-Wilhelmina von W. SCHNEIDER, Seite 99-117
- KRAEMER, F.W., SIEVERTS, E. (1983): Bauten und Projekte. Karl Krämer Verlag Stuttgart, Seite 44**-45
- LOSCHINSKY, M. (2019): Audimax Braunschweig. Sanierung eines Leitbaus der Nachkriegsmoderne. In: Bausubstanz. Zeitschrift für nachhaltiges Bauen,
- Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege, Ausgabe 5/2019, Seite 48 bis 53
- BAUNETZWOCHE Ausgabe #251 (09.12.2011) zum Thema der Braunschweiger Schule: https://www.baunetz.de/baunetzwoche.html?
page=5&epp=50&sort_dir=down&sort=nr&s_text=#besonderes_bw
- Website Goethe Institut: https://www.goethe.de/de/kul/arc/20668421.html
- Website Krekeler Architekten Generalplaner GmbH: https://krekeler-architekten.de/audimax-braunschweig.html
- Website Technische Universität Braunschweig: https://www.tu-braunschweig.de/presse/veranstaltungen/kinderuni/pioniere/braunschweiger-schule