Bananenkeller

Aus Bauwissen

Bananenkeller

Datei:Bananenkeller Frontalansicht.jpeg
Bananenkeller
Standort Gelände Jödebrunnen / Kontorhaus der Fa. Brachvogel

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Städtebauliche Einordnung Ehemaliger Ringgleis (Westbahnhof)
Bauaufgabe Speicher
Baujahr 1899
Epoche Historismus
Architekt
Ingenieur Max Möller
Bauherr Fa. Brachvogel
Beteiligte Firmen Drenckhahn & Sudhop
Nutzung Speicher / Lagerhaus
Konstruktion Betonmassivbau aus Mauerwerkswänden und Eisenbetondecken (Möllerträgern)
Gebäudetyp Industriegebäude
Baumaterial Massivbau mit Mauerwerk und Eisenbeton
Oberflächen Außenputz

Baubeschreibung

Der "Bananenkeller" ist ein etwa 70 m² großer eingeschossiger Massivbau. Die Wände des Gebäudes bestehen aus Mauerwerk, während das Flachdach aus einer Betonplatte mit Deckenträgern aus einer Eisen-Beton-Verbundkonstruktion, den sogenannten Möllerträgern, errichtet worden ist.


Bau- und Nutzungsgeschichte

Das Gebäude wurde in dem Jahr 1899 auf dem Industriegelände der ehemaligen Firma Brachvogel, nahe des Kontorhauses und dem Jödebrunnen am alten Westbahnhof, als Speicher / Lagerhaus für die im Holzhandel tätig gewesene Firma Brachvogel erbaut. Der Bananenkeller ist folglich, auch wenn sich dies nicht an der Gestaltung des Gebäudes festmachen lässt, in die Epoche des Historismus einzuordnen.

Das primäre Tragelement bildet neben den Mauerwerkswänden die Deckenkonstruktion des Bananenkellers. Der horizontale Lastabtrag des Gebäudes erfolgt hauptsächlich über die in der Betonplatte eingefügten Hängegurtträger bzw. Möllerträger. Die Bezeichnung Möllerträger stammt von dem Erfinder dieser Konstruktion, Max Möller. Der deutsche Bauingenieur hatte etwa ab dem Jahr 1890 empirische Versuche an damals noch unbekannten Eisen-Beton-Verbundkonstruktionen unternommen. Mit Unterstützung der Braunschweiger Baufirma „Drenckhahn & Sudhop“, die ebenfalls Ihren Sitz in Braunschweig hatten, entwickelte Max Möller die erste Eisen-Beton-Verbundkonstruktion, den Möllerträger (Hängegurtträger). Der in dem Bananenkeller als Deckenträger eingebaute Möllerträger besteht aus einem parabelförmigem Betondruckbogen mit unterseitig, mittels Winkeleisen angeordnetem Flachstahl(oftmals ungeschützt geblieben oder verputzt worden). Das Grundprinzip dieses Trägers war, dass der Betonbogen die Druck- und das Flacheisen die zugkräfte aufnehmen sollte. Nachdem die Konstruktion von Max Möller und Drenckhahn & Sudhop“ patentrechtlich geschützt wurde, fand die Konstruktion aufgrund der durch Ihr ermöglichten hohen Spannweite viel Verwendung bspw. im Brückenbau.

Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Der Erfolg und die weitrechende Verwendung als Brücken- oder Deckenträger den Max Möller und „Drenckhahn & Sudhop“ mit ihrer entwickelten Eisenbetonverbundkonstruktion „Möllerträger“ um 1900 hatten, leitet sich von der Einfachheit in Kombination mit einem schnellen und damals relativ billigem Einbau des Möllerträgers ab. Die Wirtschaftlichkeit überzeugte zu der Zeit viele Unternehmen, sodass man heute von etwa 500 gebauten Hängegurt-Brücken in der Bauart Möller ausgehen kann.

Auch wenn diese Art von Verbundkonstruktionen zur damaligen Zeit neu waren, so lassen sich Vergleichskonstruktionen wie etwa der schon vor 1890 enwickelte und verbaute Pauliträger (Fischbauchträger) heranführen. Auch hier telt sich die Konstruktion in eine Druck- und eine Zugzone auf. Insgesamt ist die Konstruktion jedoch als Fachwerkträger (aus Holz oder Stahl) und nicht als Eisen-Beton-Verbundträger ausgeführt.

Mittlerweile wurde die damals noch innovative Verbundkonstruktion „Möllerträger“ von heute gewöhnlichen Stahlbetonkonstruktion, bei denen sich der Stahl im Bereich des Betones befindet, abgelöst.


Bilder

Quellen

  • www.bauwerk.axbach.de/Veroeff/artikel-moeller.tml
  • www.elkage.de/src/public/showterms.php?id=1189
  • www.wikipedia.org/wiki/Drenckhahn_%26_Sudhop