Braunschweiger Dom

Aus Bauwissen


Braunschweiger Dom

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Südostansicht
Standort 52°15’52.019” N

10°31’24.751”E 52.2644498, 10.523542 [1]

Städtebauliche Einordnung Mittelpunkt Innenstadt, Ensemble Burgplatz
Bauaufgabe Kollegiatskirche, Grablege


Baujahr Baubeginn 1173,

verschiedene Bauphasen bis 1474

Epoche Romanik, Gotik
Architekt
Ingenieur -
Bauherr Heinrich der Löwe
Beteiligte Firmen -
Nutzung Dom-bzw. Stiftskirche
Konstruktion massiver Mauerwerksbau
Gebäudetyp Sakralbau
Baumaterial Bruchsteine (Rogenstein), Kalkstein (Werksteine)
Oberflächen außen steinsichtig

Baubeschreibung

Außen

Der Braunschweiger Dom ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika mit vollständiger Einwölbung. Diese ist mit Rundbogenfenstern ausgestattet. Anschließend an die Basilika in Richtung Osten folgt der Chor, der orthogonal zum Querhaus steht. Sowohl Querhaus und Chor sind mit Apsiden versehen. Das Langhaus erstreckt sich bis zum Westbau, bestehend aus Unterbau, Turmschäften und Glockenhaus. Parallel zum Langhaus befndet sich das Nordseitenschiff und das Südseitenschiff. Das Baumaterial des Domes besteht aus Bruchsteinen, die meist aus in Steinbrüchen am Nussberg stammen (Rogenstein). Außerdem wurde für die Gebäudekanten und zur Gliederung Werkstein-Quader aus Kalkstein verwendet. Das Bauwerk gründet über einen Sockel mit profilierten Anschluss. Zur Unterteilung der Fassade des romanischen Kernbaus wurden Lisenen genutzt, die durch Rundbogenfrise abgeschlossen wurden. Am Obergarden und an den Querarmen befinden sich gepaarte Rundbogenfenster. Das doppelte Nordseitenschiff zeigt Strebepfeiler, Flachbogenfenster und außerdem eine Maßwerkbrüstung. Hier befindet sich das Hauptportal. Das südliche Seitenschiff ist von außen durch die Spitzbogenfenster gekennzeichnet, wird durch Strebepfeiler gegliedert und ist durch die steilen Giebel über jedem Joch bestimmt. Über dem westlichen Spitzbogenportal befindet sich ein Rundfenster. Der Westbau des Bauwerks besteht aus einem blockhaften Unterbau und zwei achteckigen Turmschäften, die das gotische Glockenhaus umschließen. Das Glockenhaus ist als Giebelhaus aufgebaut und an beiden Seiten mit Maßwerköffnungen ausgestattet, wobei die Turmschäfte mit Dreipassfenstern versehen sind. Dabei verfügt der Südturm über eine Laterne. Unter der Glockenstube befinden sich außerdem drei weitere Rundbogenfenster und ein kreisrundes Fenster mit Speichen (Radfenster).


Innen

Zwischen Südseitenschiffen und Nordseitenschiffen befindet sich das Langhaus-Mittelschiff. Das Mittelschiff besteht aus vier Kreuzgratgewölben mit abwechselnden kreuzförmigen Hauptpfeilern und rechteckigen Zwischenpfeilern. Er hat seine romanische Kernbausubstanz erhalten. Der schachbrettartige Boden entstand zur Zeit des Nationalsozialismus. Betritt man den Dom über den Nordportal, so befindet man sich zunächst in dem zweischiffigen Nordseitenschiff. Dieser Bereich ist durch seine ,,Schraubenpfeiler” gekennzeichnet, die jeweils mit vier spiralförmigen Diensten umschwungen sind. Dabei beruhen die Pfeiler unten auf Achteckbasen und oben auf achteckigen Kämpfern, die zum Sterngewölbe überleiten. Stern- und Netzgewölbe lassen sich zu der spätgotischen Epoche zuordnen, die eher in dieser Form in Süd- und Mitteldeutschland wiederzufinden sind. Das Südseitenschiff des Domes besteht aus dem romanischen Seitenschiff sowie dem später angefügten gotischen Seitenschiff. Die Außenwand verschwand, jedoch verblieben die breiteren achteckigen Zwischenpfeiler der Hauptachsen. Diese sind mit schlanken Diensten versehen. Während das gotische Seitenschiff mit Rippengewölbe abschließt, zeigt das romanische Seitenschiff Kreuzgratgewölbe. Außerden sind die Seitenschiffgewölbe in jeder Hauptachse mit Gurtbögen ausgestattet. Alle Vorlagen und Pfeiler sind mit Kantensäulen ausgeführt. Oberhalb der Gurtbögen lassen sich zudem Schachbrettfriese wiederfinden. Die dreischiffige Krypta liegt unterhalb von Vierung und Apsis. Die im Nationalsozialismus entstandene Gruft befindet sich im westlichen Teil der Krypta. Im Abschnitt der Vierung liegen Kreuzgratgewölbe auf Säulen mit hohen Basen und Würfelkapitellen mit Kämpfern vor. Würfelkapitelle lassen sich generell als typische Baukomponente der Hochromanik einordnen. Insgesamt ist dieser Teil drei Joche tief. Dagegen ist der Bereich der Krypta unterhalb des Chorjochs zwei Joche tief. Dort liegen die Gewölbe über rechtwinklige Pfeilern. Dabei sind ihre Kanten mit zweifachen Kehlen versehen. Der östliche Teil der Krypta ist halbkreisförmig in der Hauptapsis angeordnet. Der Westbau-Innenraum zeigt ein Kreuzratgewölbe und ist durch einen breiten Gurtbogen abgeteilt. Zudem befindet sich im Westbau-Innenbereich die Orgel. Über ihr befindet sich ein kreisrundes Fenster mit Speichen.


Baugeschichte

1173 begann der Bau des Braunschweiger Doms durch Heinrich den Löwen. Die Bauweise lässt sich sowohl in die romanische als auch in die gotische Epoche einordnen. Der Dom sollte zunächst als Grablege und als religiöse Stiftung dienen. Ursprünglich war dieser als kreuzförmige und dreischiffige Basilika vorgesehen, der von Anfang an für eine vollständige Einwölbung konzipiert ist. Inspiration für den romanischen Sakralbau fand man durch den ,,Kaiserdom" in Königslutter. Der Bau begann man mit der Errichtung des Ostteils, was typisch für den mittelalterlichen Sakralbau war. Somit entstand zunächst die dreischiffige Krypta, die sich unter Vierung, Chor und Hauptapsis befindet. 1189 wurde die Frau Heinrichs im Dom und schließlich 1195 Heinrich selbst beigesetzt. Zum Zeitpunkt seines Todes war der Bau des Domes, abgesehen vom Westbau und der Gewölbe, abgeschlossen. Um 1226 waren die Gewölbe über Chor, Querhaus und Mittelschiff fertig gestellt. Ebenso war der Westbau bis in Höhe des Daches über dem Langhaus fortgeschritten. Somit waren die achteckigen Türme angelegt. Um 1235 fand eine Erneuerung der Grabmäler Heinrichs und Mathilde am östlichen Ende des Langhauses statt. Die liegenden Grabmähler zählen zu den großen Werken der Plastik des 13. Jahrhunderts in Deutschland. Ebenso wurden die Rundbogenfenster des Ostjochs des Langhaus- Mittelschiffs durch frühgotische Dreipassfenster ausgetauscht. Währenddessen wurde um 1230/40 die Wand- und Gewölbemalerei ausgeführt. Nach 1250 fand der Weiterbau des Westbaus statt. Die achteckigen Turmschäfte und das dazwischen liegende Glockenhaus, das im gotischen Stil erbaut wurde, entstanden. Jedoch vollendete man den Westbau nach 1300 nicht. Zwischen 1322 und 1346 wurde ein zusätzliches Seitenschiff an das südliche Seitenschiff angefügt. Den Abbruch der bisherigen Außenwand des romanischen und somit ersten Seitenschiffs musste bis auf die Pfeiler vorgenommen werden. Während die Kreuzgratgewölbe des romanischen Seitenschiffes bestehen blieben, wurde das gotische Seitenschiff mit Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Zudem fügte man dort große Maßwerkfenster und zwei Portale hinzu. Folglich fand der Neubau der Nordseitenschiffe 1463-74 statt, der sich in die Spätgotik einordnen lässt. Dafür wurde das anfänglich, romanische Seitenschiff vollkommen entfernt und durch eine zweischiffige Anlage ersetzt. Im 19. Jahrhundert fanden Restaurierungsmaßnahmen sowie die Errichtung der Sakristei und Taufkapelle 1889 bis 1892 statt. Seit 1922 ist der Dom die Hauptkirche der Braunschweigischen Landeskirche. Nach 1933 wurde der Braunschweiger Dom durch den Nationalsozialismus geprägt. Heinrich der Löwe wurde als Vorkämpfer für Deutschland im Osten verherrlicht. Somit wurde die Domkirche zur nationalen Weihestätte genutzt. Zudem fand in dieser Zeitperiode der Gruftbau statt. Ebenso wurde der Innenbereich nach nationalsozialistischer Ideologie ausgestattet. Nach 1945 wurden diese Ausstattung entfernt. Im Zweiten Weltkrieg blieb der Dom größtenteils verschont und erlitt keine schwerwiegenden Schäden. Die Gruft blieb ebenso erhalten. Seit 1954 gehört der Braunschweiger Dom zum Eigentum der Stiftung Domkirche St. Blasii zu Braunschweig.

Bilder


Quellen

  • 1. Auflage Dom St. Blasii Braunschweig / Arnold & Kotyrba
  • Der Braunschweiger Dom Heinrichs des Löwen / Martin Möhle (1995)