Fachwerkensemble Ackerhof 2
Allgemeines
Der Ackerhof 2 befindet sich im Braunschweiger Magniviertel.
Das Magniviertel befindet sich in „markanter städtebaulicher Situation “, das heißt, dass in diesem Stadtteil in Braunschweig viele, relativ kleine Grundstücke und eine enge Bebauung zu finden sind. Viele Fachwerkhäuser, die auch heute noch existieren, entstammen aus der Zeit um 1500 .
Der Ackerhof 2 umfasst einen Gebäudekomplex mit insgesamt 6 Gebäuden.
Das Baujahr des Haupthauses ist auf der Schwelle des Nordgiebels abzulesen, hier wird auch die Besonderheit des Fachwerkhauses deutlich, da in römischen Ziffern die geschnitzte Jahreszahl MCCCCXXXII zu lesen ist.
Leider ist die Inschrift zwischen der Regenrinne und einer Blende heute nicht mehr allzu gut zu erkennen. Die Nennung des Erbauungsjahres ist als einfachster Schmuck einer Schwelle zu werten.
Die römischen Ziffern zeigen, dass das Haus im Jahr 1432 erbaut wurde. Daraus ist abzuleiten, dass es sich um das älteste inschriftlich datierte Fachwerkhaus Deutschlands handelt.
Große Teile des Kernhauses von 1432 sind auch heute noch erhalten. Dies ist das Dachwerk, die Balkenanlagen und Teile der Rückwand, ebenfalls gehören dazu auch Teile der Südfassade.
Geschichte
Das Haus wurde im Jahr 1432 durch Borchard Smed gebaut, hieraus lässt sich ableiten, dass der Erbauer des Ackerhof 2 ein Schmied war.
Der Ackerhof 2 war im Jahr 1432 ein stattliches Fachwerkhaus, allerdings mit den zu dieser Zeit schon existenten Steinhäusern nicht zu vergleichen.
1517 ist dann der erste Erweiterungsbau an der Langedammstraße entstanden.
1645 entstand ein weiteres Fachwerkhaus, welches zum Komplex des Ackerhof 2 gehört, das Gebäude steht am Ölschlägern.
Ein weiteres zugehöriges Fachwerkhaus entstand 1647 an der Langedammstraße. Bei dem Besitzer dieser beiden letztgenannten Gebäude handelt es sich um Christian Schmalbruck.
Im 17. / 18. Jahrhundert entstand das Zwerchhaus am Hauptgebäude. Ebenfalls wird im 18. Jahrhundert das Obergeschoss umgebaut, durch das Zwerchhaus und weitere Veränderungen an der Fassade verliert das Haus seine ursprüngliche mittelalterliche Gestalt.
Auch das Dach wurde verändert so wurde in der „En-Face“ Ansicht eine vorgetäuschte Stufe eingebaut, so sollte der zu dieser Zeit typische Mansard-Knick entstehen.
Durch weitere Umbauten seit dem im späten 19. Jahrhundert Ladenlokale im Erdgeschoss entstanden, hat sich die Gestalt des Fachwerkhauses noch einmal verändert.
Bis 2013 war die Zoohandlung Adam in dem Ladenlokal am Ackerhof 2 ansässig.
Heute (Stand März 2020) steht das Gebäude leer, allerdings wurde ein Investor gefunden, der das Gebäude umfassend sanieren möchte.
Aufbau
Bei der Bauweise des Hauses zeigt eine Mischkonstruktion, zum einen handelt es sich um eine Ständerbauweise, diese wurde bei der Rückwand des Hauses verwendet, ist allerdings heute durch die Erweiterungsbauten nicht mehr sichtbar.
Zum anderen sind die beiden Giebelfronten, und die Ostfassade zum Platz in Stockwerkbauweise entstanden. Hier wird deutlich, dass die Stockwerkbauweise für die nach außen zu repräsentierenden Hausseiten verwendet wurde, da die Stockwerkbauweise fortschrittlicher und gestalterisch interessanter war. Merkmale der Rückwand, die in Ständerbauweise errichtet wurde, sind die Wandaussteifungen mit langen Schwertungen. Weitere Merkmale sind die Zapfenschlösser der durchgezapften Balkenlage über dem Erdgeschoss.
Ebenfalls wichtig zu erwähnen ist, dass das konstruktive Gefüge in Querrichtung mit Kopfbändern ausgesteift wurde. Auch die Stichbalken, die für die ursprüngliche Auskragungen der Giebelseiten vorhanden waren, sind heute noch zu sehen. Knaggen waren unterhalb der weit auskragenden Balkenköpfe angeordnet.
Ein weiteres Merkmal, das auch typisch für die niederdeutsche Fachwerksarchitektur ist, ist die typische Reihung der Fußstreben am vorkragenden Obergeschoss. Zu erwähnen ist auch, dass das Gebäude am Ackerhof 2 im Inneren des Gebäudes eine große Diele besaß, eine weitere Raumaufteilung war nicht vorhanden, ebenfalls gab es eine Feuerstelle.
Festzustellen ist, dass es sich um einen metallfreien Bau handelt, erst für den jüngeren Ausbau wurden Nägel verwendet. Die Deckenbalken sind aus Nadelholz, im Gegensatz zu den Schwellen, diese sind aus Eiche.
Ergänzungs- und Erweiterungsgebäude
Zu den Erweiterungsbauten gehört das Fachwerkhaus an der Langedammstraße, dies entstand im Jahr 1517. An der Stockwerkschwelle ist ein Tapezfries zu finden.
Ein weiterer Fachwerkbau, der zu dem Gebäudekomplex, gehört stammt aus dem Jahr 1645 und ist am Ölschlägern zu finden. Das Haus wurde von Christian Schmalbruck und Ilse Luddekens erbaut, dies geht aus der Inschrift auf der Schwelle hervor.
„CHRISTIAN SCHMALBRUCK U ILSE LUDDEKENS AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN 1645“
Der letzte Teil der Inschrift wirkt gequetscht.
Typisch für das 16. Und 17. Jahrhundert ist die Nennung von Mann und Frau als Bauherren.
Ein weiteres Fachwerkhaus wurde an der Langedammstraße gebaut und gehört ebenfalls zum Gebäudekomplex Ackerhof 2, erbaut wurde dieses Gebäude im Jahr 1647.
Auch hier sind die Personennamen Christian Schmalbruch und Ilse Luddekens auf der Schwelle genannt, eine Besonderheit ist, dass aus Schmalbruck Schmalbruch wurde, dies kann vielfältige Gründe haben, da es keine korrekte Namensschreibung zu dieser Zeit gab.
Literaturverzeichnis
- Fricke, Rudolf: Das Bürgerhaus in Braunschweig. Das deutsche Bürgerhaus, Verlag Ernst August Tübingen, Tübingen 1975
- Arnhold, Elmar/ Kotyrba, Sandor: Fachwerkarchitektur in Braunschweig, 2. Auflage, Braunschweig 2010
- Slawski, Robert: Braunschweiger Fachwerk. Ein Stadtrundgang, Blicke in das 16. Jahrhundert, Braunschweig 1988
- Arnhold, Elmar: Vorlesungsreihe an der TU Braunschweig, WS 19/20, Vorlesung 18.12.2109 (Fachwerk), 08.01.2020 (Rundgang Magniviertel)
Bildverzeichnis
- Arnhold, Elmar: Vorlesungsreihe an der TU Braunschweig, WS 19/20, Vorlesung 18.12.2019 (Fachwerk)