Ferdinandbrücke
Ferdinandbrücke
Standort | 52°15'30"N 10°30'45"E
52.2583883, 10.5124353 [1] |
Städtebauliche Einordnung | Verbindet die Ferdinandstraße mit der Sophienstraße |
Bauaufgabe | Brückenbauwerk |
Baujahr | 1898-1900, 1996 komplett saniert |
Epoche | Jugendstil |
Architekt | Ludwig Winter |
Ingenieur | Max Möller
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Beteiligte Firmen | Firma Drenckhahn & Sudhop, Braunschweig |
Nutzung | Überführung von Autos und Fußgängern über die Oker |
Konstruktion | Massivbau |
Gebäudetyp | Brücke |
Baumaterial | Stahl, Beton, Eisen, Sandstein
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Baubeschreibung
Die Ferdinandbrücke (benannt nach Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel) befindet sich im südwestlichen Viertel der Innenstadt. Die Brücke überquert die westlichen Umflutgraben der Oker und verbindet die Ferdinandstraße mit der Sophienstraße. Sie besitzt eine Gesamtlänge von 23,9 m und eine Gesamtbreite von 12,6 m. Die Ferdinandbrücke besteht aus einem zweifeldrigen Überbau. Genau in der Mitte befindet sich ein Mittelpfeiler, welcher die zwei Felder verbindet. Daher teilt sich die gesamte Länge in zwei identischen Felder auf, welche jeweils eine Spannweite von 10,3 m besitzen. Die Fahrbahnbreite beträgt insgesamt 8 m, während die Fußgängerzone je Seite 2,3 m beträgt. Als Überbauten befindet sich auf beiden Seiten der Brücke ein Eisengeländer mit einem Sandsteinquaderpfeiler in der Mitte. Zu dem gibt es an jeder Ecke einen Sandsteinquaderpfeiler, auf welchem jeweils eine Laterne aus Schmiedeisen und Gusseisen sitzt. Wie in anderen Konstruktionen von Max Möller, ist der untergebaute Mittelpfeiler ornamentarisch geschmückt: Er trägt die Jahreszahl 1900, das Jahr, in dem die Brücke errichtet wurde.
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Sandsteinpfeiler und Laterne
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Fahrbahn und Geländer
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Kartusche "1900"
Bau- und Nutzungsgeschichte
Als Vorgänger der Ferdinandbrücke wurde im Jahr 1888 eine Fußgängerbrücke aus Holz gebaut. Erst zu Beginn des Jugendstils (ca.1895) wurde die Brücke im Jahr 1898-1900 von der Prof. Ing. Max Carl Emil Möller neu gebaut. Wohingegen die ursprüngliche Brücke nur für Fußgänger diente, fungiert die neue Erbauung der Ferdinandbrücke auch als Straßenbrücke. Die Brücke wurde nach dem damalig außergewöhnlichem Prinzip der Möller-Träger gebaut. Diese neue Konstruktionart hat eine sehr große Bedeutung für die Baukonstruktion bzw. Verbundkontruktion von Brücken. Im Jahr 1890 fing der Ing. Max Möller an mit Beton und Eisen zu experimentieren, um die Tragfähigkeit seiner Konstruktionen zu verbessern. Nach einigen Jahren und mehreren Untersuchungen hat er die Möllerträger patentiert, wobei Möller das Eisen durch den Baustoff Stahl ersetzt hat. Diese außergewöhnlichen Träger wurden später in unterschiedlichen Brücken und Deckenkonstruktionen eingesetzt. Die Fahrbahn besteht aus einer unbewehrten, rechteckigen Betonplatte mit einer Dicke von 20 cm. Die unterliegenden Möllerträger weisen eine parabelförmige / fischbauchförmige Konstruktion mit einer Breite von je 25 cm auf. Die Höhe variiert zwischen 20 cm und 90 cm. Der Trägerabstand beträgt 1m. Anders als in anderen Konstruktionen (nach ähnlichem Prinzip), hat die Ferdinandbrücke zwei identische Felder, welche durch einen Mittelpfeiler getrennt sind. Dies bedeutet, dass jedes Feld sechs Möllerträger besitzt und die gesamte Brücke somit eine Gesamtanzahl von 12 Möllerträgern aufweist. Diese Träger bestehen aus Beton im Verbund mit Flachstahl. Daher werden alle Druckkräfte vom Beton, und alle Zugspannungen vom Stahl aufgenommen. Als statisches System sind die Möllerträger beidseitig gelenkig gelagert. Die Vorteile dieses Prinzips bestanden in der Wirtschaftlichkeit, Einfachheit und auch der Schnelligkeit der Bauausführung. Durch den Ausgleich beider Materialien im Auflagerbereich, (Beton-Druck und Stahl-Zug) sind die wirkenden Kräfte im Wiederlager sehr gering. Daraus resultiert, dass verschiedene Bauteile kleiner dimensioniert werden können und somit Material gespart werden kann. Durch die geringere horizontale Beanspruchung waren die Bewehrungs- bzw. Schalungsarbeiten sehr einfach. Der Belag der Fahrbahn und des Fußgängerbereichs besteht seit der Erbauung aus Bitum. Auch das Geländer sowie die Sandsteinquerschnitte und die darauf liegenden Laternen sind weiterhin die Originale aus dem Jahr 1900. Die Brücke wurde in den Jahren 1992 und 1996 saniert. Heutzutage ist die Ferdinandbrücke als Baudenkmal geschützt und wird nur als Fußgängerbrücke genutzt.
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Überbau der Ferdinandbrücke
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Unterbauten
Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren
Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die Zeit des Jugendstils. Charakteristisch für diese Epoche war die Flächendekoration von Bauteilen mit kurvigen Linien (Ornamenten) sowie auch die Symmetrie. Diese Merkmale werden in der Ferdinandbrücke ausgedrückt. Die Symmetrie erkennt man in dem zweifedrigen Überbau mit identischen Eigenschaften. Zur Flächendekoration ist der Mittelpfeiler, auf der die Zahl 1900 steht, geschmückt. Das Geländer wurde ebenfalls mit diesen ornamentarische Dekorationen geschmückt. Die Konstruktionsmethode nach dem Prinzip der Möllerträger war zur dieser Zeit noch experimentell und die Ferdinandbrücke war eine der ersten Brückenkonstruktionen nach dieser Art. Später wurde diese Methode perfektioniert. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Mitteleuropa über 500 Brücken dieser Art. Heutzutage ist die Ferdinandbrücke eine der wenigen erhaltenen Brücke in Braunschweig nach dieser Konstruktionsart. Als ähnliche Konstruktion dient die Fallersleber-Tor-Brücke als Beispiel. Diese wurde im Jahr 1904 konstruiert, also 4 Jahre später. Beide Brücken wurden von Max Möller nach dem Möllerträgerprinzip konstruiert. In beide Konstruktionen sind die Merkmale des Jugendstils sowie die von Möller charakteristische Kartusche mit der Errichtungsjahr der Brücke zu erkennen. In der Gegenwart gibt es die Fallersleber-Tor-Brücke immer noch, jedoch wurde diese im Jahr 2008 ohne die Möllerträger erbaut.
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Ornamente/Dekoration
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Möllerträger der Fallersleber-Tor-Brücke
Bilder
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Sandsteinpfeiler und Laterne
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Fahrbahn und Geländer
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Kartusche "1900
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Überbau der Ferdinandbrücke
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Unterbauten
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Ornamente/Dekoration
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Möllerträger der Fallersleber-Tor-Brücke
Quellen
- Hrsg, Text und Layout; Stadt Braunschweig, Bauordnungsamt -Abteilung Denkmalpflege-, Langer Hof 8, 38100 Braunschweig Bearbeiter: Dipl.-Ing. Udo Gebauhr November 1998.
- Denkmaltopographie -Stadt Braunschweig- Bd. 1, Heinz Kudalla, Juli 1999.
- Fachzeitschrift »Bautechnik« 1994, Heft 1, Seiten 41-42
- Droese, S. Die Ferdinandbrücke in Braunschweig Bautechnik (1999), S, 625 - 634
- Lüesse, G. Die Erfassung und Erhaltung von Brücken mit DenkmaleigenschaftenStraße + Autobahn (1993), S. 651 - 657
- Offiziele Homepage der Stadt Braunschweig: https://www.braunschweig.de/leben/stadtportraet/bruecken/ferdinandbruecke.html (2017)
- http://wikimapia.org/#lang=en&lat=52.258405&lon=10.512379&z=20&m=b&v=2&show=/8184306/de/Ferdinand-Brücke&search=Östliche%20Okerumflut (2012)