Gaußbrücke
Gaußbrücke
Standort | 52°16‘22.601‘‘N 10°31‘12.05‘‘E
52.272944 ,10.520014 |
Städtebauliche Einordnung | Bammelsburger Straße |
Bauaufgabe | Flußüberquerung |
Baujahr | 1893 Holzbrücke
1900/01 Straßenbrücke
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Epoche | Jugendstil |
Architekt/Ingenieur | Zimmermeister Albert Niess (Holzbrücke)
Rasche & Kratzsch (Stahlbetonbrücke)
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Bauherr | Stadt Braunschweig |
Beteiligte Firmen | Fröhlich & Baumkauff (Fundamente)
Drenckhahn & Sudhop Braunschweig (Rohbau)
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Nutzung | Überquerungshilfe |
Konstruktion | Bogenbrücke |
Gebäudetyp | Brücke |
Baumaterial | Stahlbeton, Gusseisen, Gussasphalt
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Baubeschreibung
Die Gaußbrücke ist eine Bogen- bzw. Gewölbebrücke, die über die Oker führt und somit den Inselwall und die Gaußstraße über die Bammelsburger Straße mit dem Stadterweiterungsgebiet im Nordwesten der Innenstadt verbindet. Sie besitzt eine Länge von 36,8m, eine Breite von 11,5m und eine Stützweite von 24,8m. Die Gaußbrücke besteht aus Beton mit einer Eiseneinlage während das Gesimse und die Postamente aus Sandstein bestehen. Der Straßenbelag ist aus Gussasphalt und das Geländer aus Gusseisen gefertigt. Die Gaubrücke ist eine flache Bogenbrücke mit einer geringen Konstruktionshöhe um Baukosten zu sparen. Das Besondere dieser Konstruktion ist, dass überwiegend Druckkräfte auftreten, welche vom Brückenbogen in Halbkreisform mittels Schubkräften in den Untergrund abgeleitet werden. Die Fundamente müssen deshalb insbesondere große Horizontalkräfte aufnehmen können. (Bild stat. Modell) Über den Brückenbogen, der als Dreigelenkrahmen konstruiert wurde, ist die Fahrbahn aufgeständert.
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Dreigelenkbogen
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Bogenbrücke mit aufgeständerter Fahrbahn
Die Brücke weißt detailgetraue Verzierungen in Form des Jugendstil auf. Der Brückenbogen und der obere Anschluss sind von flachen Wandstreifen betont. In den dreiseitig begrenzten Flächen, die als Zwickeln bezeichnet werden, befindet sich ein Blütenrelief, welches ebenfalls für den Jugendstil charakteristisch war. An den Brückenköpfen stehen geböschte Rustikpfeiler mit Postamenten für die Laternen. Auf den Mittelpostamenten, die aus Sandstein bestehen, befand sich jeweils auf jeder Seite ein Erd- und Himmelsglobus, welcher die Verdienste von Gauß versinnbildlichen sollte. Darunter ist der Schriftzug „Gaußbrücke“ in alter Schriftform zu erkennen. Das Brückengeländer, das aus Gusseisen gebaut wurde, ist mit einem floralen Muster und verspielten kurvigen Linien verziert.
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Mittelpostament
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Geländer
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Zwickel
Für den Jugendstil waren schlanke, verspielte, kurvige Linien charakteristisch, welche somit Natur und Kunst in Einklang brachten. Um die Natur zu versinnbildlichen wurden häufig florale Ornamente verwendet. Aufgrund der vielfältigen Formbarkeit und Filigranität wurde nun auch Eisen als Gestaltungselement verwendet.
Bau- und Nutzungsgeschichte
Die Gaußbrücke wurde 1891 (laut Zeitungsausschnitt vom 1.12.1930 von Karl Brandes: 1893/94) als hölzerne Fußgängerbrücke zuerst für private Zwecke erbaut. Im Jahr 1893 wurde ein Kanaldüker unter dem Okerbett errichtet. Zeitgleich ließen städtische Behörden Fundamente für die bereits geplante Straßenbrücke anlegen. Die hölzerne Fußgängerbrücke wurde 1900/01 entfernt und es kam schließlich 1902 zur Ausführung der 13m breiten Betonstraßenbrücke. Da durch Bauwerksprüfungen eine Vielzahl von Schäden entdeckt wurde, wurde die Gaußbrücke von April bis Oktober wegen Sanierungsarbeiten für den Verkehr gesperrt. Der Gewölbebogen wurde vollständig freigelegt und neu abgedichtet. Die Gewölbestirnwände, die Sandstein-Postamente und das Geländer wurden instandgesetzt. Außerdem erhielt die Unterseite der Brücke zum Schutz eine Spritzbetonschicht, da Abplatzungen auftraten und somit zu Bewehrungseisen freigelegt worden. Weiterhin traten auf ganzer Bauwerkslänge Längsrisse Der Bogen wurde an der Ober- und Unterseite mit zusätzlicher Bewehrung ausgestattet. Daher muss die Oberseite des Gewölbes vollständig freigelegt werden. Somit wurde der Asphalt entsprechend des Bestandes erneuert. Des Weiteren wurde die Gaußbrücke als Baudenkmal geschützt
Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren
Die Bogenbrücke war eine alte und bewehrte Bauweise zurzeit um 1900. Denn mittels Bogenbrücken konnte trotz einer geringen Bauhöhe eine relativ große Spannweite erzielt werden. Dies war ein entscheidender Vorteil in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit. Von der Konstruktion und vom Material ähnelt die Gaußbrücke der Okerbrücke Jasperallee. Sie besteht ebenfalls aus Sandstein und wurde 1889 errichtet. Um 1900 trat die Bauform der Hängegurtbrücke auf, die von Professor Max Möller entwickelt wurde. Bei dieser Bauform befanden sich an der Unterseite des Bogens die Zugbänder aus Flacheisen, die die Zugkräfte an die Widerlager weiterleiten.
Ferdinand-Brücke wurde in Form der Hängegurtbrücke im Jahr 1900 und somit 2 Jahre vor der Gaußbrücke errichtet. Sie stellt das Gegenteil zur Gaußbrücke in Bezug auf den Lastabtrag dar, weil die Gaußbrücke Druckkräfte und nicht Zugkräfte in die Widerlager weiterleitet. Die Ferdinand-Brücke wurde ebenfalls als Eisenbetonkonstruktion von der Firma Drenckhahn & Sudhop erbaut. Auf der Kartusche befindet sich der Schriftzug „1900“, der ebenfalls mit Verzierungen des Jugendstils geschmückt ist.
Bilder
Quellen
- Brückenbau im 20. Jahrhundert Gestaltung und Konstruktion, Dirk Bühler, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, München 2004
- Was ist Jugendstil?, Stefanie Lieb, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2000
- Okerbrücken am Braunschweiger Wallring, Arnohold &Kotybra Architekturführer
- Nachlaß Karl Brandes Zeitungsartikel von Karl Brandes vom 1.12.1930, Stadtarchiv
- Braunschweigheute.de Zeitungsartikel vom 04.04.2014 „Sanierung: Gaußbrücke ab Montag bis November gesperrt“
- https://ratsinfo.braunschweig.de/?site=fulltext&action=openblob&id=8723&idx=0&source=Beschluss&db_database=0 Stand: 27.01.2014