Haus Ritter St. Georg
Haus Ritter St. Georg
Standort | 52°15’39.1284’’ (N) 10°30’59.1228’’ (E)
Alte Knochenhauerstraße 13, Ecke Petersilienstraße 1 (Altstadt)
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Städtebauliche Einordnung | Bedeutendstes noch erhaltenes mittelalterliches Fachwerkhaus in Braunschweig |
Bauaufgabe | Wohnhaus und Geschäftsraum, ursprünglich Schlachterei |
Baujahr | 1489 |
Epoche | Spätgotik |
Architekt | - |
Ingenieur | - |
Bauherr | Hans Haverland |
Beteiligte Firmen | - |
Nutzung | Hotel - Restaurant |
Konstruktion | Fachwerkbau mit geputztem Gefache, Bruchstein-Mauerwerk |
Gebäudetyp | Fachwerkhaus, ursprünglich Handwerker- und Wohnhaus |
Baumaterial | Holz, Bruchsteine, Ausfachungen mit Backsteinen und Lehmflechtwerk |
Oberflächen | - |
Baubeschreibung
Außen
Das Haus Ritter St. Georg ist ein Eckgebäude in geschlossener Bauweise. Es befindet sich in der Alten Knochenhauerstraße 13, auf der Ecke zur Petersilienstraße. Es ist auf die Alte Knochenhauerstraße traufständig und zur Petersilienstraße giebelständig. Das Vorderhaus verfügt über drei Geschosse. Die Konstruktion des Hauses ist ein Fachwerkbau mit geputzten Gefachen in Stockwerkbauweise mit stark vorkragenden Obergeschossen. Im massiven Erdgeschoss zur Seite der Alten Knochenhauerstraße befinden sich sechs große Fensteröffnungen mit Vorhangbogenrahmen im spätgotischen Stil und ein barockes Dielentor. Oberhalb des Erdgeschosses befinden sich gekerbte Knaggen, wobei fünfzehn mit figürlichen Schnitzereien ausgebildet sind. Diese stellen Heilige dar, zum Beispiel St. Georg, der Drachentöter, welcher der Namengebende des Hauses ist. Auf der Hausecke befindet sich die Schnitzerei des Heiligen Christopherus und genau dort drüber eine Fratze zur Abwehr des Bösen. Desweiteren sind einige Fußstreben erhalten geblieben. Diese waren in den Brüstungsgefachen der Obergeschosse vorhanden. Auf der Seite zu dem Hof ist das erste Obergeschoss leicht vorkragend. Über der Vorkragung laufen die Fassadenständer über beide Obergeschosse durch. Die Schwellen an den Straßenfassaden vom ersten in das zweite Obergeschoss ist mit Treppenfries verziert. In diesem Treppenfries ist eine Inschrift mit der Datierung des Hauses vorhanden. Auf beiden Seiten des Gebäudes befinden sich im zweiten Obergeschoss Zapfenschlösser der durchgezapften Dachbalken. Das Dach ist als Satteldach ausgeführt. Auf der Nordseite befindet sich der Giebel, welcher mit Dachziegeln behangen ist. Im Hinterhof befindet sich ein alter Brunnen und eine Zisterne aus dem 13. Jahrhundert.
Innen
Im Inneren des Hauses sind eine alte Barocktreppe und Teile des originalen Steinfußbodens erhalten geblieben. Des Weiteren sind einige Malereien aus der Barockzeit in der Balkendecke des Restaurants, ursprünglich eine Diele, zu finden. Eine spätgotische Deckenmalerei ist zudem im Obergeschoss vorhanden.
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Heiliger Christopherus
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Heiliger St. Georg
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Treppenfries
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Fensteröffnungen mit Vorhangbogenrahmen
Bau- und Nutzungsgeschichte
Im Jahre 1489 wurde das Haus St. Ritter Georg von Hans Haverland erbaut. Haverland war seinerzeit ein Ratsherr, Kämmerer, Bürgermeister und Knochenhauer (Schlachtermeister). Eine Inschrift im Schwellbalken mit der Datierung des Hauses (M CCCC L XXX V IIII) und eine dendrochronologische Untersuchung des Holzes, welche im Jahr 1983 durchgeführt wurde, bestätigte das Erbauungsdatum. Da das Erdgeschoss aus massiven Bruchsteinmauerwerk besteht, lässt sich vermuten, dass es bereits einen steinernen Vorgängerbau gab. Desweiteren wurde im Kellerzugang ein Wappenstein gefunden, der die Jahreszahl 1472 trägt. Im Jahre 1529 ging das Haus nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten an den Großen Bürgermeister Hermann IX von Vechelde über. Zu dieser Zeit wurde die Diele als Geschäfts- und Lagerraum während der Braunschweiger Warenmessen genutzt. Dagegen wurde das zweite Stockwerk ursprünglich als Speicher genutzt. Um 1700 wurde dann das Zwerchhaus, ein mehrgeschossiger Aufbau eines geneigten Daches, mit einer Gewindevorrichtung erbaut. Durch die Gewindevorrichtung konnte man nun Lasten hinaufziehen. Im Jahr 1863 erfolgte ein Umbau des Hauses. Dabei entstanden die heutigen Dielenfenster. Gleichzeitig mit dem Vorderhaus wurde auch der Seitenflügel, welcher zur Petersilienstraße geht, erbaut. Auf dieser Seite bestand ebenfalls ein Hoftor. Dieses Hoftor wurde später geschlossen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Ritter St. Georg nur leicht geschädigt. Die Kriegsschäden wurden repariert und die Obergeschosse in der Folgezeit von ca. 1950 bis 1980 als Wohnhaus genutzt. Der rechte Teil wurde in Form einer Eckkneipe genutzt, der linke Teil für ein Restaurant. Im Jahre 1984 wurde das Knochenhauerhaus saniert. Nach dieser Sanierung wurde eröffnete in den Räumlichkeiten das heutige Restaurant „Ritter St. Georg“. Ein halbes Jahr später eröffnete zudem in den oberen Etagen ein Hotel.
Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren
Im 12. Jahrhundert entwickelte sich der Stil der Gotik in Frankreich und bestand bis etwa 1500. Typisch für diese Epoche ist die Verbildlichung der christlichen Ideenwelt und bediente sich dabei der Symbolik und Allegorie. Die vorherige Romanik oder auch die nachfolgende Renaissance orientierten sich mehr an antiken Vorbildern. Bei der Gotik kann man von einem eigenen Stil sprechen, welcher sich aus der Gesellschaft entwickelte. Gotische Stilmerkmale waren unter anderem der Spitzbogen und Gewändefiguren. Genau diese Elemente findet man bei dem Haus Ritter St. Georg wieder. Die großen Fensteröffnungen im Erdgeschoss des Hauses stammen zwar nicht aus der Spätgotik, sondern aus dem 19. Jahrhundert, jedoch besitzen sie spätgotische Vorhangbogenrahmen.
Die gotische Malerei entwickelte sich vom 12. Jahrhundert bis ins 16. Jahrhundert. Sie war ganz Bedeutungsmalerei, bei der meist nicht die naturalistische Darstellung von Personen im Vordergrund stand. Dagegen stand die Anordnung, Proportionierung und Farbgebung nach religiösem Sinngehalt im Vordergrund. Die Motive waren oft religiös, aber auch weltlich. Sie zeigten zum Beispiel das höfische Leben oder die Jagd. Solch spätgotische Malerei, in welcher nur Rauten verwendet wurden, findet man im Obergeschoss. Sie stammt aus der Bauzeit des Gebäudes.
Bilder
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Haus Ritter St. Georg, 2018
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Heiliger Christopherus
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Heiliger St. Georg
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Treppenfries
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Fensteröffnungen mit Vorhangbogenrahmen
Quellen
- Architekturführer Braunschweig: Fachwerkarchitektur in Braunschweig / Arnhold & Kotyrba / 2010
- Braunschweigs Straßen: Ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt / Jürgen Hodemacher / 1995
- Braunschweig, Architekturführer : Stadtentwicklung und Gebäudebeschreibungen / Ulrich H Mey und Christian Streibel / 1986
- Website HAUM: http://www.braunschweig.de/tourismus/ueber-braunschweig/sehenswuerdigkeiten/_ritter_st_georg.html
- Website HAUM: http://www.der-loewe.info/die-fratze-soll-das-boese-schrecken/
- Website HAUM: http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1315074