Petriwehrbrücke

Aus Bauwissen

Petriwehrbrücke

Datei:Screenshot (233).png
Ansicht Petriwehrbrücke (2019
Standort 52° 16' 11.914" N 10° 30' 53.708" E

52.269976, 10.514919

Städtebauliche Einordnung verbindet die Maschstraße mit dem Inselwall
Bauaufgabe Fußgängerbrücke über das Petriwehr
Baujahr 1950
Epoche Moderne
Bauherr Stadt Braunschweig - Tiefbauamt
Beteiligte Firmen Wilke-Werke AG, Braunschweig

Hermann Mette, Bauunternehmung, Braunschweig

Nutzung Fußgänger-/ Radfahrerbrücke
Konstruktion Stahlbau mit Vollwandträgern und Stahlbetonplatte
Gebäudetyp Brücke
Baumaterial Stahl, Stahlbeton, Gussasphalt




Baubeschreibung

Bei der Petriwehrbrücke handelt es sich um eine Fußgänger-/ Radfahrerbrücke, die über das Petriwehr führt und somit die Maschstraße mit dem Inselwall verbindet. Die Brücke überspannt den westlichen Umflutgraben und gehört zur einzigen Kombination aus Brücke und Stauwehr im Bereich der Umflutgräben. Das Baujahr der Brücke ist 1950. Somit kann diese in die Epoche der Moderne eingeordnet werden.

Als statisches System liegt der Brücke ein Durchlaufträger über zwei Felder zugrunde. Die Gesamtlänge beträgt 38,5m, während sich die Stützweiten auf 20,4m und 17,8m belaufen.

Die Brücke ist mit zwei Stahlbetonwiderlagern und einem Pfeiler auf den massiven Kalksteinmauern des Petriwehrs aufgelagert. Dabei ist der Beton der beiden Widerlager im Verband mit dem Quadermauerwerk der alten Widerlager ausgeführt. Die Ansichtsflächen der Widerlager und des Pfeilers bestehen aus 5 cm starkem Versatzbeton, einer Mischung aus Muschelkalk in Verbindung mit Beton. Es erfolgte eine Gestaltung mit Fugeneinteilung und werksteinmäßiger Bearbeitung in der Optik des vorhandenen Quadermauerwerks der Widerlager.

Das Tragwerk umfasst zwei geschweißte Vollwand-Stahlträger, die aus je drei Segmenten bestehen und mit einem Abstand von 3m zueinander angeordnet sind. Der Steg der Vollwandträger hat eine Höhe von 90cm. Die Hauptträgerobergurte sind 2cm in die Fahrbahnplatte eingebunden, sodass eine Querversteifung erreicht wird und die Hauptträger somit gegen Ausknicken gesichert sind. Dadurch sind keine Querträger sondern lediglich ein Montageverband in der Obergurtebene notwendig. In der Untergurtebene befindet sich ein Windverband. Zudem sind über den Auflagern Querverbände angeordnet.

Der Gehweg mit einer Breite von 4,4m besteht aus einer 15cm starken Stahlbetondecke. Diese setzt sich wiederum aus Stahlbeton-Fertigbalken in Kombination mit Füllbeton sowie örtlich hergestellten Randbalken zusammen. Es sind 3 Dehnungsfugen integriert. Der obere Belag der Brücke besteht aus einer 4cm starken Gussasphaltschicht.

Die Entwässerung der Brücke findet über fünf integrierte Wasserabläufe mit Freifallentwässerung und einer Rohrlänge von 1m statt. Das Geländer aus Profilstäben wurde von der Vorgänger-Konstruktion übernommen und hat eine Höhe von 1,3m.

Bau- und Nutzungsgeschichte

Die Geschichte der Petriwehrbrücke beginnt im Oktober 1886, als die Finanz- und Baukommision der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag von Herrn Reiche auf Bau einer Fußgängerbrücke über das Petriwehr und Anlegung eines Weges zur Maschstraße durch den Schleusenwärtergarten vorstellt. Die Stadtverordneten beschließen auf Empfehlung der Baukommision hin ein entsprechendes Ersuchen an den Magistrat zu richten. Der Neubauetat von 1888 sieht 34.500 Mark für die Überbrückung des Petriwehres, Grunderwerb und Straßenbaukosten vor. Aus einem Kostenvoranschlag der städtischen Bauverwaltung geht hervor, dass 34.100 Mark für das geplante Bauprojekt erforderlich seien. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigt den Ankauf einer Teils des Schleusenwärtergartens von der herzoglichen Baudirektion durch das Stadtmagistrat. Schließlich wird 1888 unter Leitung des Architekten Ludwig Winter eine eiserne Gitterträgerbrücke über das aus den 1820er Jahren stammende Petriwehr errichtet. Es handelt sich um eine Fußgängerbrücke, die auch für die Feuerwehr nutzbar sein soll. Die Brückenauflager aus Granit werden auf den Mauern des Petriwehrs errichtet. Darüber spannen die Brückenträger mit drei unterschiedlichen Stützweiten. Zudem hat die Brücke einen Holzbohlenbelag. Für das Jahr 1950 wird eine Instandsetzung der Brückenkonstruktion und eine Erneuerung des Brückenbelags geplant. Da durch die Fugen des Holzbohlenbelags Wasser eindrang und somit die Eisenkonstruktion ständig feucht hielt, waren die Knotenbleche und Gitterstäbe des Fachwerks gerostet. Dadurch konnte die Standsicherheit und Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet werden. Weil die Kosten für eine Erneuerung höher als für einen vollständigen Neubau der Brückenkonstruktion sind, wird die Firma Wilke-Werke AG aus Braunschweig mit der Planung einer neuen Brücke beauftragt. Die Wahl fällt auf eine Konstruktion mit geschweißten Vollwandträgern, die die Firma zum Pauschalpreis von 10.584 DM herstellt, liefert und montiert. Zuvor demontierte die Wilke-Werke AG die vorhandene alte Gitterträgerbrücke. Die Firma Hermann Mette Bauunternehmung Braunschweig fertigte eine Stahlbetonplatte für die Brücke und war zudem für die Herstellung der Wiederlager und Pfeiler aus Beton zuständig. Als Belag erhielt die Brücke eine Teersplittdecke. In einem Zeitungsausschnitt aus dem September 1950, kurz vor Öffnung der neuen Brücke, werden die "rostroten Träger der Brücke" beschrieben. Der rote Farbton war durch einen Bleimennigegrundanstrich bedingt, mit dem die Konstruktion zum Schutz vor Rost versehen wurde. Von Juli bis November 2011 wurde die Petriwehrbrücke für 430.000 Euro saniert, um eine dauerhafte Standsicherheit zu gewährleisten. Die Widerlager aus Naturstein und die Flügelwände wiesen Stein- und Fugenschäden auf. Zudem waren Risse in der Tragplatte vorhanden, weshalb eine Betonschicht und eine Abdichtung aufgebracht wurden. Des Weiteren wurden die Lager und Bestandteile der Konstruktion erneuert. Das Stahltragwerk erhielt einen Korrosionsschutz. Pfosten und Befestigung des Geländers wurden erneuert, sowie Zierelemente unten am Geländer ergänzt.

Datei:Screenshot (234).png
Einbau des Stahlüberbaus der Petriwehrbrücke am 9. und 11.9.1950 (1)
Datei:Screenshot (235).png
Einbau des Stahlüberbaus der Petriwehrbrücke am 9. und 11.9.1950 (2)

Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Die ersten geschweißten Brücken entstanden bereits 1928. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Konstruktionen jedoch üblich. Somit ist die Bauweise der Petriwehrbrücke, die aus dem Jahr 1950 stammt, durchaus zeitgenössisch.

Als die Petriwehrbrücke 1888 erbaut wurde, stellte sie eine wichtige Verbindung der Maschgegend mit dem Wollmarkt dar. Die Brücke wurde von Arbeitern der Jutespinnerei genutzt, die am Wollmarkt wohnten.

Aus einem Zeitungsausschnitt, der kurz vor der Wiedereröffnung der Petriwehrbrücke im Jahr 1950 veröffentlicht wurde, geht die Bedeutung der Brücke als Verbindung zur Innenstadt und deren Nutzung durch Außenstädter hervor.

Quellen

  • Archiv des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr
  • Arnhold, Elmar; Kotyrba, Sándor: Okerbrücken am Braunschweiger Wallring, Braunschweig 2012, S. 54.
  • Hodemacher, Jürgen: Braunschweigs Straßen - ihre Namen und ihre Geschichten, Band 2: Zwischen Okergraben und Stadtring, Cremlingen 1996, S. 284f.
  • Stadtarchiv Braunschweig:

>Petriwehr-Brücke (Zeitungsausschnittsammlung): Signatur H XV A;

>Straßenakten Wehrstraße 1885 - 1930: Signatur A IV 3 D V 1 c: 620

(Zugriff am 05.02.2020)