Residenzschloss Braunschweig

Aus Bauwissen

Braunschweiger Residenzschloss von 1831

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Braunschweiger Schloss, Ansicht des Westflügels von heute
Standort 52° 15′ 47″ N, 10° 31′ 38″ E

52.263056°, 10.527222° [1]

Städtebauliche Einordnung Stadtkern, Anbindung an den Bohlweg
Bauaufgabe Schlossbau
Baujahr 1831-1841
Epoche Barock
Architekt Carl Theodor Ottmer [2]
Bauherr Herzog Wilhelm von Braunschweig
Nutzung Lebensraum des Herzoges
Konstruktion Kernmauerwerk aus Voll- und Hohlziegeln, um diese herum eine Natursteinverkleidung. Die Rotunde besaß eine Stahlkonstruktion.
Gebäudetyp Schlossbau
Baumaterial Voll- oder Hohlziegel, Naturstein, Ziegelsteine, Werkstein und Haussteine, Stahlkonstruktion für Rotunde, Eichenpfähle für Pfahlroste, Eisen, Stuckmamor
Oberflächen Natur- & Werksteinverkleidung

Allgemeines

Das Braunschweiger Residenzschloss von 1831 wurde von Carl Theodor Ottmer entworfen. Sein Auftraggeber/Bauherr war Herzog Wilhelm von Braunschweig. Es war im ersten drittel des 19. Jahrhunderts ein ganz normaler Bauauftrag, da viele Fürsten zu Königen wurden, nachdem sich das Heilige Römische Reich deutscher Nationen aufgelöst hatte. Es war der letzte monumentale Schlossbau Deutschlands.

Baubeschreibung

Konstruktion des Schlosses

Das Kernmauerwerk des Schlosses bestand aus Voll-oder Hohlziegeln. Um dieses Kernmauerwerk kamen Natursteinverkleidungen, Ziegelsteine, Werksteinverkleidungen und Hausteine verwendet. Die Rotunde hatte bis zum großen Brand 1865 eine Holzkonstruktion. Diese versagte beim Brand genau so wie viele weitere Decken im Schloss. Nachdem Brand wurde eine Stahlkonstruktion für die Rotunde verwendet, die bis 1960 hielt. Allgemein verwendete Ottmer viel Eisen und das auf verschiedenste Art und Weise. Er ließ es auf traditionelle Weise als Relief verwenden, benutzte es aber auch als verdeckte Eisenanker-und Klammern. Auch eiserne Dachziegel ließ Ottmer so entstehen. Die größte Verwendung von Eisen war jedoch das korinthische Kranzgesims mit einer Länge von 463m und 90cm Stärke.


Äußere Merkmale

Im Gegensatz zum Grauen Hof, dem Vorgänger-Schloss Braunschweigs, wurde das neue Residenzschloss aus Stein gebaut, da dieser widerstandsfähiger war gegen Brände. Der Graue Hof war ein Fachwerk-Bau. Da man sich nicht sicher war, wie der Untergrund beschaffen war, nutzte man Pfahlroste, die man in die Erde rammte. Diese Pfahlroste bestanden aus 10m langen Eichenpfählen, die in einer Anzahl von 4500-5000 Stück verwendet wurden. Zunächst kann man sagen, dass das Aussehen des Schlosses einem barocken Bauschema mit zeitgenössischen spätklassizistischen Formen zuzuordnen ist. Die 114m lange Hauptfassade, die nach Westen hin zur Stadt ausgerichtet war, bestand aus einer gleichmäßig, streng gerasterte Pilasterfassade und war durch einen großen Mittelrisalit geteilt, welcher auch der breiteste des Schlosses war. Ein Risalit ist ein zumeist auf ganzer Höhe hervorspringender Gebäudeteil eines Baukörpers. In dem Mittelrisalit wurde auch gleichzeitig ein Portikus verbaut, in dem ein römisches Triumphtor das Schlosshauptportal darstellte, welches von zwei stämmigen Pfeilern getragen wurde und auch zu den Seiten kleine Seitenportale teilte. Der Portikus kennzeichnete auch gleichzeitig die Mittelachse des Schlosses. Zwei Freisäulen flankierten den Mittelrisalit/Portikus, diese standen auf eigenen Postamenten und bestanden aus Stuckmamor. Der Haupttrakt war wie folgt aufgeteilt: Zwei Hochgeschosse, ein Erdgeschoss und ein niedriger Kellersockel, in der sich die Militärwachstube befand. Dieser Kellersockel wurde mit einem Kreuzgewölbe nach oben hin abgeschlossen. Am Ende des Haupttraktes wurden jeweils ein Eckrisalit gebaut, der dann in den Seitenflügel mündete, sodass mit dem Haupttrakt eine U-Form entstand. Die Eckrisalite hatten vier Säulen. Zwischen dem Mittelrisalit und dem Eckrisalit waren Verbindungsflügel. Diese wurden mit acht Pilastern verziert, die den breitesten Fassadenabschnitt bildeten. Der Kellersockel und das Erdgeschoss wurde mit Buckelquadern versehen. Ein Buckelquader ist ein nach außen gewölbter Stein. Zudem wurde das Erdgeschoss rustikagemauert. Die Seitenflügel wurden schlichter gestaltet und endeten mit Eckrisaliten. Die Belétage- Fenster von Nordflügel, Rotunde und Mitteltrakt zierten Reliefs, die Bilder von wappenschildtragenden Löwen zeigten und alle samt mit dem Initialen des Herzogs. Das erste-und zweite Obergeschoss waren mit dem Zwischengebälk gleich hoch. Die Fassade des zweiten Obergeschoss wurde mit einem Plafond abgeschlossen, inklusive Kranzgesims und Balustrade. Alle Abschlussgebälke der Fenster des Schlosses lagen auf einer Höhe. Im Schlosshof dominierte die Rotunde. Heutzutage ist eine Rotunde so etwas wie ein Wintergarten. Die Schloss-Rotunde hatte einen Durchmesser von ca 20m und war 16m hoch. Sie war von einer mächtigen Kuppel bekrönt. Die Rotunde hatte die vornehmste Fassade des Schlosses, sie besaß ein Reichtum an Fassadengliedern und Verzierungen.


Innere Merkmale

Die herzogliche Bibliothek befand sich im Nordflügel, wo 1837, während der Bau noch nicht abgeschlossen war, Herzog Wilhelm schon einzog. Um innerhalb des Schlosses in andere Stockwerke zu gelangen, wurden u.a. gusseiserne, selbsttragende Treppenhäuser aus Nietkonstruktionen verwendet, die so massiv waren, dass sie nicht umkippten bzw. beim Betreten ins wanken kam. Das Schloss besaß einen großen Ballsaal, der 20m lang war und mit seiner breite von 13m die gesamte Ausdehnung des Mitteltraktes einnahm. Die Eingänge zum Ballsaal waren aus Pilastern gerahmt und mit Gebälken bedeckt. Der weiße Saal des Schlosses war 25m lang und 12m breit und füllte so die Hälfte des einen Verbindungsflügels aus. Auch einen Palisandersaal besaß das Schloss. Dieses wurde, wie der Name schon sagt, mit Palisanderholz verziert. Die allgemeinen Deckenbalken bestanden aus Holz und/oder Stahlträgern. Diese wurden oftmals mit Kassettendecken gefüllt, dass ein sehr imposantes Aussehen erwecken sollte.

Bau- und Nutzungsgeschichte

Die verschiedenen Nutzungen des Schlosses

Als Residenzschloss hatte das Schloss viele verschiedene Nutzungen. Dem Herzog diente es als Lebensraum, Bibliothek und mit seinen vielen Sälen auch zum Empfang von seinen Besuchern und zum Feiern von Festen. Auch seine Bediensteten hatten Platz zum Leben im Schloss, damit diese auch schnell vor Ort waren. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Schloss der Stadt übergeben. Diese gestaltete das Schloss wieder um und nutzte es in ihrem Interesse. Es entstanden Räume für ein Schlossmuseum, ein Theater, ein Naturhistorisches Museum, Räume für die städtische Verwaltung und auch die Technische Hochschule konnte im Schloss Räume für Hörsäle gestalten. Als dann 1936 die SS-Junkerschule ins Schloss kam, wurden die alten Nutzungen weitestgehend aufgehoben.


Der 2. Weltkrieg und danach

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Braunschweiger Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg wurde das Schloss stark zerstört durch Bomben. Nach dem Krieg fehlte der Stadt Braunschweig das Geld, dass Schloss schnell wieder aufzubauen, so dass es zunächst nur Abgesperrt wurde und es den Witterungen ausgesetzt war. 1955 kam dann ein wenig Schwung in die ganze Sache. Die Stadt unterschrieb dafür, sich in den nächsten drei Jahren eine neue Nutzung zu überlegen und auch den entsprechenden Bau dazu zu realisieren und zu starten. Da es nicht allzu schnell zu entsprechenden Planungen kam, wurde die Überlegungszeit um zwei weitere Jahre verlängert. Alle vorgeschlagenen Pläne wurden jedoch abgelehnt, da sie zu „teuer“ waren. Die Stadt hätte nach mehreren Reduzierungen einen Eigenanteil von geschätzt 1-2 Millionen DM zahlen müssen. Die Regierungspartei SPD hatte bei der entscheidenen Abstimmung eine Stimme mehr und ließ somit den Abriss des Schloss gewähren. Nach dem Abriss des Schlosses wurde das Gelände in eine Grünlandschaft verwandelt, die einen öffentlichen Park enthielt.


Heutige Schloss-Arkaden

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Heutige Schloss-Arkaden

Im Jahr 2004 beschloss der Rat der Stadt Braunschweig das Grundstück, auf dem der öffentliche Park angelegt war, an das ECE-Projektmanagement für 35 Millionen Euro zu verkaufen. Es entstand ein großes Einkaufszentrum, wie man es heute kennt. Die Fassade des „alten“ Schlosses wurde für 11 Millionen Euro wieder aufgebaut. Hierzu wurden rund 600 Originalteile verwendet, die man nach dem Abriss auf einen Bauhof abgelegt hatte. Der Rest wurde anhand von alten Fotos und Zeichnungen dem Original nachempfunden.


Idealplan

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Idealplan nach Ottmers Vorstellungen

Der Herzog untersagte diese Bauten oder es fehlte das nötige Geld dafür. Auf dem Schlosshof sollten zwei, in U-Form an den Haupttrakt angebunden, Kolonnaden entstehen, die den Besucher des Schlosses den direkten Weg zum Haupteingang zeigen sollten. Kolonnaden sind Säulengänge, auf denen ein flaches Dach liegt und sie abschließt. Im Falle des Residenzschlosses sollte ein dreireihiger Säulengang entstehen, die der dorischen Ordnung entsprachen. Die dorische Säulenordnung ist eine klassische Säulenordnung, die als streng und schwer bezeichnet werden kann. Am Ende dieser Kolonnaden sollten tempelhafte Eckpavillons entstehen, die natürlich dann auch nicht gebaut wurden. Auch eine kleinere Kolonnade, um den Schlossgarten herum, wurde nicht gebaut. Diese Säulengänge sollten zweireihig sein und den ostwärts liegenden Schlossgarten umschließen. Ottmer entwarf noch einiges mehr, realisiert und gebaut wurde aber nur der dreiflüglige Gebäudekern, die bis 1960 zu sehen war.

Orientierungsbauten

Ottmer kannte seine Orientierungsbauten sowohl von seinen Reisen durch Europa, als auch von Schriften, die die großen und besonderen Bauten in ganz Europa zeigten bzw. erklärten. So konnte er Einzelheiten und Details aus dem Gedächtnis auch auf das Residenzschloss umwandeln. Seine Vorbilder waren u.a. der Potsdamer Palais[3], der Pariser Louvre[4], die italienischen Schlossanlagen im Carree, die Bauten seines Lehrers Schinkel und dem Caserta-Palast[5].


Quellen