Städtisches Museum

Aus Bauwissen

Städtisches Museum

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Städtisches Museum
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Städtisches Museum, Südfassade 1910
Standort Steintorwall 14
Städtebauliche Einordnung Umgestaltung der Straße Am Magnitor
Bauaufgabe Museumsbau
Baujahr 1906
Epoche Historismus/Barock/Renaissance
Architekt Max Osterloh [1]
Bauherr Stadt Braunschweig
Nutzung Ausstellung kunst- und kulturgeschichtlicher Denkmäler
Konstruktion Massivbauweise
Gebäudetyp Öffentliches Bauwerk/ Kulturbau
Baumaterial Verwendung von Stahl, Beton und Mauerwerk


Baubeschreibung

In Braunschweig führte es aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Erweiterung der Stadt. Zu der Zeit herrschte der Historismus. Dabei wurden auch die Formen vergangener Epochen beim Bau von Fabriken und Bahnhöfen verwendet. Hierbei, mit der Wende zum 20. Jahrhundert, galten die klassizistische Baukunst und der schlichte norddeutsche Barock als Vorbild. Das Ziel war eine klare und sachliche Architekturform zu bewirken und so das System strenger Symmetrien und Achsen zu verlassen. Demnach sollte eine neue Kunststilrichtung erschaffen werden. Als Beispiele hierfür sind die St.Jakobi-Kirche, die Schule Kennedyplatz und das Städtische Museum zu nennen. Das viergeschossige Museum ist ein Putzbau und es besitzt die barocke Architekturform. Des Weiteren sind die wichtigen Teile aus Natursteinmauerwerk aufgebaut. Zu den Teilen des Museums zählen der Archiv und die Bibliothek. Beobachtet man die Außenfassade, so ist zu erkennen, dass die flankierte Nordfassade (1976-2008 Haupteingang) symmetrisch ist und von zwei turmartigen Bauteilen überdacht wird. Zusätzlich an der Nordfassade, im 1. Obergeschoss, sind barockisierende Brüstungen an den Risaliten und der Mittelpartie zu finden, welche sich am Hauptportal über den Konsolen mit den Kopfmasken befinden. Waagerechte Fugen und raue Putzstreifen bilden das Erdgeschoss, die mit einem Gesimsband abgeschlossen sind. Dadurch wird das Rustikamauerwerk dargestellt. Im Erd- als auch im Sockelbereich bestehen die Rahmungen des Bogenfensters aus Schlusssteinen. Im oberen Bereich des Bauwerkes sind senkrechte Mauerstreifen, genannt Pilaster, die mit den großen Fenster offen und aufstrebend wirken, zu sehen. Diese Pilaster weisen Kapitellzonen mit Motiven der klassischen Architektur, genannt Triglyphen auf. Im 2. Obergeschoss sind dreigeteilte Bogenfenster, die das Motiv der römischen Thermenfenster darstellen sollen, wobei die Schlusssteine und Fensterrahmungen barockem Manier entsprechen, eingebaut. Der Abschluss des Gebäudes bildet der Mansardendach, das sich über dem Traufgesims befindet. Durch das Ausschweifen des Gesims, entsteht an den Risaliten das Schweifgiebel. Hierbei ist zu erkennen, dass an der Mittelpartie der Südfassade, das Haupttreppenhaus durch zwei Türmen mit geschweiften Hauben flankiert wird. Der Seitenrisalit an der Westfassade besteht aus einem rundem Treppenturm und einer barockisierenden Dachhaube. Bemerkenswert ist dabei, dass der Eingang des Gebäudes sich der Öffentlichkeit mit wuchtigen Hermenpilastern präsentiert. Hierbei sind Männergestalten, die aus den konisch geformten Wandvorlagen herausragen und sich gegen die Balkonkonsolen stemmen, zu beobachten. Neben den Plastiken der Hermen ist am Schlussstein des Portals ein weiblicher Kopf eingebaut.

Windfang: Der Eingangsraum des Museums beinhaltet Elemente des Jugendstils und ist somit nach diesem errichtet. Gekennzeichnet ist es durch fein abgestuften Farbtönen in geometrischen, pflanzlichen Ornamenten, sowie Flächen. Bedeckt wird dieser Vorraum mit einem kuppeligem Gewölbe. Dabei sind an den Schmalseiten halbrunde Nischen mit Halbkuppelgewölben eingebaut. Das interessante an dem Windfang ist das goldene Strahlenmotiv, welches in den Nischenwölbungen des Hängekuppels zu beobachten ist. Dieses Motiv ist mit leicht bewegten Ranken- und Blütenwerk verziert.


Lichthof: Das Herzstück dieses Museums ist der Lichthof. Früher diente dieser zur Präsentation großer Exponate (Plastiken, Skulpturen). Er wird von einer flachbogigen Decke überspannt und erstreckt sich über drei Geschossen, an den Stirnseiten sind dreigeschossige und jeweils vierachsige Loggien. Im obersten Stockwerk sind die Brüstungen als geschwungene Balustraden geformt. Zudem sind im 2.Obergschoss die untergliederten Längswände als geschwungene Balkone mit Balustraden dargestellt. Die Wandmalereien aus dem alten Braunschweig befinden sich zwischen den Zwicken. Im rundbogigen Durchgang des Ostwandes, wurde 2012 der Mummbogen aufgestellt und soll den im 2. Weltkrieg zerstörte Mummehaus am Böckerklint symbolisieren. Darüber hinaus, befindet sich am nordöstlichen Ansatz der gewölbten Decke ein Teil eines gemalten Frieses. Eine besondere Funktion stellen die ungegliederte Wandflächen dar, da sie Schnitzwerkbauteile aus den abgebrochenen Braunschweiger Fachwerkhäuser aufnahmen. Während einer vierjährigen Renovierung im Jahre 1972, wurde besonders der Lichthof neu gestaltet. Dabei wurden der ostseitige Bogengang und der gegenüberliegende Balkon abgerissen. Die brückenartige Ebenen wurden in Querrichtung mit Treppenläufen zusammengefügt. Die Treppen und Ebenen des Hofes sind im Stil der 1970-er Jahren gehalten.

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Städtisches Museum, Lichthof 1906
Treppenhaus: Das Treppenhaus ist nach den Barockstil erbaut und besteht aus zwei Läufen. Die Besonderheit des Treppenhauses besteht in der Vielfalt der Bogenformen. Im Erdgeschoss, sowie am oberen Treppenaustritt sind Rundbögen mit den Bogenstellungen des Lichthofes. An den unteren Treppenpodesten sind Korbbögen zu verzeichnen und verzogene Bögen zwischen den Treppenläufen. In barockisierender Manier sind die Brüstungen und Treppengeländer als Balustrade gebaut. Im Treppenhaus ist das dreiteilige Südfenster (1553) zu finden, welches aus einer Glasmalerei besteht.

Bilder

Bau- und Nutzungsgeschichte

Da die Planung in verschiedenen Schritten aufgeteilt wurde, entstand im ersten Bauabschnitt (1904-1906) das Gebäude, wo die Sammlungen ausgestellt werden sollten. 1907-1908 wurde in dem zweiten Bauabschnitt der winkelförmige Anbau für die Bibliothek und Stadtarchiv errichtet, dabei wurde die geplante Erweiterung des Museums nach Süden nie realisiert. Doch im Laufe der Jahre kamen immer mehr Sammlungen hinzu und die Ansprüche änderten sich. 1972-1976 kam es zu einem Umbau des Gebäudes. Dabei wurde der Haupteingang an die Nordseite verlegt und im Lichthof entstanden über Treppen andere Ebenen, die die Ausstellungsfläche vergrößerten. Obwohl viel Geld in dem Umbau investiert wurde, sehnte man sich nach der Wiederherstellung des historischen Museumsbaus. 2008-2012 begann man mit der Wiederherstellung. Vor den jüngsten Sanierungen führte eine vierläufige Treppe von der Nordseite vom Untergeschoss in den Bereich des Lichthofes, dem Erdgeschoss. Von dort aus gelangte man nach einigen Stufen in den Ausstellungsräumen. Diese Stufen wurden nach der letzten Sanierung (2008-2012) entfernt. Im Laufe der Zeit wurden diese Ausstellungsräume in dem zweiten Weltkrieg sehr beschädigt. Osterloh und Fuhse gestalteten sämtliche Räume farbig. 2011 versuchte man durch kleine Farbreste dieses Farbkonzep aufzugreifen. Einzig in vier Räumen gelang es die originale Farbe zu bestimmen. Somit erhielten die vier Räume, 1.OG (Raum 1-3) und 2.OG (Raum 7), ihre ursprüngliche Farbe zurück. Ausserdem wurde der Boden durch helles Parkett ausgetauscht. Während früher im fensterlosen Galeriebereich des 2.OG die Wände durch helle Stoffen bespannt waren und die Decke Tageslicht schenkte, täuschen heute Beleuchtungen Tageslicht vor. Da viele Räume fensterlos gebaut wurden, diente ein Luftschachtsystem zur Belüftung. Dieses System wurde in den Jahren jedoch sehr beschädigt. Um die Austellungsräumen vor Wärme zu schützen, wurden neue Fenster eingebaut.


Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Osterlohs Architekturform war im Vergleich zu den damaligen Bauwerken, klarer und sachlicher. Sein Ziel war es einen neuen Kunststil zu schaffen und dabei eine neue Form des Barocks ins Leben zu rufen. Doch nicht nur Max Osterloh gelang es diese Elemente aufzugreifen. Schon in den 1880-er Jahren, gelang es dem Architekten Oskar Sommer bei dem Herzog Anton Ulrich Museum [2] , diese Formsprache anzuwenden. Im 19. Jahrhundert wurde das Museum diversen Veränderungen unterworfen. Bei diesem Bauwerk sind viele Ähnlichkeiten zu erkennen. Wie schon bei dem städtischen Museum beschrieben wurde, wurde auch hier im Stil der Renaissance und Jugendstil gebaut. Von der Konstruktion und dem Material ähneln sich die beiden Bauwerke. Dabei erkennt man, dass beide vierstöckig sind. Hinzu kommt, dass einige Fenster, die selbe Form besitzen. Während bei dem städtischen Museum die Fensterformen auf allen Stockwerken Wölbungen aufweisen, ist diese bei dem Herzog Anton Ulrich Museum nicht der Fall. Jedoch lässt sich sagen, dass bei beiden die wichtigen Teile des Museums in Natursteinmauerwerk hergestellt sind.


Quellen