Torhäuser

Aus Bauwissen


Braunschweiger Torhäuser

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Wendentor, Westliches Torhaus / Eigenes Bild 2018
Standort Augusttor 52° 15′ 34.24″ N 10° 31′ 39.86″ E
Standort Wilhelmitor 52° 15′ 34.16″ N 10° 30′ 57.85″ E
Standort Das Hohe Tor 52° 15′ 44.57″ N 10° 30′ 42.73″ E
Standort Petritor 52° 16′ 5.3″ N 10° 30′ 53.1″ E
Standort Wendentor 52° 16′ 15.64″ N 10° 31′ 25.39″ E
Standort Fallersleber Tor 52° 16′ 10.88″ N 10° 31′ 54.05″ E
Standort Steintor 52° 15′ 56.59″ N 10° 31′ 49.84″ E
Städtebauliche Einordnung Neue Unterbringung der Zolleinnehmer und Torwächter
Bauaufgabe Wach- und Zollhäuser
Baujahr 1804-23
Epoche Klassizismus
Architekt Peter Joseph Krahe
Bauherr Fürstentum Braunschweig Wolfenbüttel und Herzogtum Braunschweig
Nutzung Museum für Photographie, Botanischen Garten, Bund Bildender Künstler, Bund Deutscher Architekten und Privat
Konstruktion Massivbau
Gebäudetyp Wach- und Zollhäuser
Oberflächen Verputzt

Baubeschreibung

Die Torhäuser des frühen 19.Jahrhunderts wurden im klassizistischen Stil erbaut. Der Architekt Peter Joseph Krahe ließ aber auch, geprägt durch seine Zeit in Rom, Merkmale der Antike in die Torhäuser einfließen. Die 7 Torhäuserpaare waren symmetrisch an der Straße, die durch sie hindurch führte gespiegelt, mit Ausnahme des Augusttores. Sie haben ungefähr die Grundfläche eines Einfamilienhauses (15 m x 10 m) und sind im klassizistischen Stil erbaut, was sich durch den Einfluss griechisch antiker Merkmale erkennen lässt. So sind die Torhäuser mit Dreiecksgiebeln verziert, die man zum Beispiel auch in griechischen Tempelanlagen wieder findet. Ein anderes Merkmal, was einem sofort ins Auge fällt, sind die Säulen die dem Torhaus vorgelagert sind und den Dreiecksgiebel tragen. Die Torhäuser sind alle weiß verputzt, was den Gebäuden einen erhabenen Anblick verleiht. Das Augusttor ist im selben Stil erbaut wie die anderen Torhäuser. Es ist aber deutlich größer, da es auch als Artilleriekaserne diente. Der Säulenvorbau, auch Portikus genannt, steht noch heute im Bürgerpark, nachdem der dort 1896 errichtet wurde. Das eigentliche Torhaus mit der Kaserne wurde 1895 abgerissen.

Bau- und Nutzungsgeschichte

Alle 7 Torhäuserpaare, die durch Krahes Planung entstanden sind, bestehen aus zwei symmetrischen Gebäuden, mit Ausnahme der Hohen Tores. Jeweils eines für die Torwächter und eines für die Zolleinnehmer. Die Gestaltung des Wallringes begann 1797 zunächst damit, bestehende Bastionsanlagen zu schleifen. Hiermit wurde Leutnant F. W. Culemann betraut. Die Kosten dafür wurden mit dem Verkauf einiger Wallgründstücke beglichen. Trotz des schnellen Verkaufs der 75 Grundstücke an vornämlich wohlhabende Bürger, Kaufleute und Unternehmer schien Culemann der Aufgabe nicht gewachsen, was sich zum Beispiel durch unstrukturierte Zerstückelung der Grundstücke äußerte. Deshalb beschloss Herzog Carl Wilhelm Ferdinand einen neuen Baumeister mit der Aufgabe der Umstrukturierung der Wallanlagen zu betrauen. Seine Wahl traf auf Peter Joseph Krahe, der sich schon an anderen Wirkungsstätten wie zum Beispiel Düsseldorf, Rom, Koblenz und Trier einen Namen machte. Dieser übernahm die Planungen ab 1803. Im Sommer 1804 begannen die ersten Bauarbeiten am Augusttor. Bis zum Beginn der französischen Besatzung 1806 wurde einzig das Augusttor fertig gestellt. Erst im April 1814 wurde Krahe durch den Herzog Friedrich Wilhelm wiedereingesetzt. Im Jahr 1817 wurde dann das Wilhelmitor fertig gestellt. Es folgten 1820 das Steintor und das Wendentor, 1821 das Fallersleber Tor, 1822 das Hohe Tor und zuletzt das Petritor 1823. Anfang des 20. Jahrhunderts sind die Stadtgrenzen Braunschweigs soweit nach außen verschoben, dass der eigentliche Zweck der Torhäuser nicht mehr erfüllt war. Die Meisten wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Es blieben nur die drei heute noch erhaltenen Torhäuserpaare Wendentor, Fallersleber Tor und Steintor. Heute nutzen Der Bund Deutscher Architekten(Wendentor), der Bund Bildender Künstler (Fallersleber Tor), der Botanische Garten (Fallersleber Tor), Museum für Photographie (Steintor)und Privat (Wendentor) die Torhäuser.

Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Anfang des 19.Jahrhunderts hatten alte Bollwerke endgültig ausgedient. In anderen Städten wie zum Beispiel Münster, Mailand und Hannover begann man ebenfalls alte Befestigungsanlagen zu schleifen. Der Platz wurde benötigt, um den wachsenden Städten mehr Raum zu geben. Wohlhabende Städte wie Hannover nutzten den neugewonnenen Platz auch dazu, Alleen und Parks anzulegen. So auch in Braunschweig, wo Peter Joseph Krahe Grünanlagen vor den Torhäusern errichten ließ. Außerdem plante Krahe ein bis dreireihige Alleen die die Torhäuser durchstachen. Herzog Carl Wilhelm Ferdinand hatte durch seine Beziehungen zum englischen Königshaus einen guten Einblick in die Stadterweiterungsprojekte in Städten wie Edinburgh, Bath und London. In England bezog man, im 18.Jahrhundert, viele Parks in die Neugestaltung ein. Zu diesen Parks hatten allerdings nur die Bürger zutritt deren Häuser direkt gegenüber standen. Dies waren vornehmlich wohlhabene Bürger. Das ließ auch Carl Wilhelm Ferdinand auf Braunschweig übertragen. In Braunschweig waren diese Parkanlagen jedoch öffentlich.

Bilder

Quellen

  • Der Braunschweiger Wallring / Simon Paulus & Ulrich Knufinke, appelhans Verlag
  • Braunschweigs Straßen - ihre Namen und ihre Geschichten Band 2: Zwischen Okergraben und Stadtring, Jürgen Hodemacher, ELM VERLAG