Vieweghaus

Aus Bauwissen

Vieweghaus

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Blick auf das Vieweghaus vom Burgplatz
Standort Burgplatz 1, 38100 Braunschweig

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Städtebauliche Einordnung Braunschweiger Innenstadt
Bauaufgabe Wohn- und Verlagshaus
Baujahr 1799-1804
Epoche Klassizismus
Architekt David Gilly, Heinrich Gentz


Bauherr Friedrich Vieweg


Nutzung Wohn- und Verlagshaus

Braunschweigisches Landesmuseum


Baubeschreibung

Grundriss

Das Vieweghaus hat einen trapezförmigen Grundriss. Dies ist praktisch bedingt, da das Vieweghaus am Burgplatz an Stelle zuvor abgerissener Gebäude gebaut wurde. Die freie Seite des Vieweghauses liegt „Am Burgplatz“ und zwei weitere Fassaden liegen jeweils an den Straßen „Vor der Burg“ und am „Papenstieg“. Das Gebäude ist vierflüglig und besitzt einen zentralen Innenhof mit abgeschrägten Ecken, wie auf der Skizze zu sehen ist.

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Skizze vom Grundriss, untere Seite: „Burgplatz“, linke Seite „Vor der Burg“, obere Seite: „Papenstieg“.

Die Höhe des Gebäudes ändert sich, da die Straße „Vor der Burg“ abfällt. Dies ist auch an der Außenfassade zu erkennen. Die beiden oberen Geschosse schließen auf gleicher Höhe ab. Daher haben die unteren Geschosse am „Papenstieg“ eine Größere Höhe. Es gibt ein Kellergeschoss mit niedrigen Fenstern. Darüber ist ein hohes Geschoss. Zwischen diesem und den beiden oberen Geschossen liegt ein Mezzanin.

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Skizze – Schnitt durch das Vieweghaus


Äußeres

Das Gebäude hat eine schwere, gedrungene Form. Es wirkt auf den Betrachter blockartig. Diese schwere Struktur wird durch einige typisch klassizistische Elemente unterbrochen. Am Burgplatz ist eine monumentale Fassade zu finden. Sie ist gekennzeichnet durch einen Portikus, der durch stämmige, dorische Säulen gestützt wird. Mit diesem soll das Gebäude Anspruch auf die Mitbeherrschung des Platzes erheben. Der Portikus erstreckt sich in der Breite mittig über drei der insgesamt neun Fensterachsen und in der Höhe bis zu dem umlaufenden Gesimsband. Auf dem Dach befindet sich ein einfach gehaltenes abgetrepptes Giebelfeld in der Breite des Vorbaus. Durch den Vorbau und das Giebelfeld wird der Mittelteil der Fassade betont. In den oberen Geschossen wird lediglich die mittige Fensterachse betont. Über dem Vorbau ist eine breite zweiflüglige Tür, die mit einer breiten Umrandung reichlich verziert ist. Diese Tür führt auf einen offenen Balkon über dem Vorbau. Das Eisengitter der Brüstung nimmt das Mäander des Gesimsbandes auf. Es hat ein größeres Ornamentenfeld in der Mitte, Kreisornamente mit Rosetten und ist durch senkrechte Stäbe unterteilt. Auf die Fenster die in der Achse danebenliegen müssten wurde hier verzichtet.


Datei:Vieweghaus Vorderansicht.JPG

Blick auf das Vieweghaus vom Burgplatz

An der Straße „Vor der Burg“ wird der Charakter der Straße durch einen Risalit mit steilen Giebeln aufgenommen. Die Fenster sind einfach eingeschnitten und haben glatte Fensterbänke. Desweiteren sind an der Fassade wuchtige Gesimsbänder zu finden. In der Mitte der dreizehnachsigen Fassade sind drei Achsen zu einem Mittelrisalit leicht verzogen. Der Giebel ist verhältnismäßig steil und gerahmt. Eine Durchfahrt führt in Höhe der unteren beiden Geschosse in den Hof. Darüber liegt ein Balkon in Höhe des Gesimsbandes. In der Mittelachse des Risalits ist im obersten Geschoss ein dreiteiliges Fenster. Unter diesem ist in der Breite des Mittelrisalits ein weiteres Ornamentband. Es ist ein glattes Band mit einem eingeritzten Palmettenfries.

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Blick auf das Vieweghaus von „Vor der Burg“

Die zwei Hauptfassaden, die am „Burgplatz“ und „Vor der Burg“ liegen haben die gleiche Geschossfolge. Das Kellergeschoss hat große Fenster und springt leicht hervor. Es ist mit dem Erdgeschoss, welches im Putz schwach rustiziert ist zu einem Sockel zusammengefasst. Darüber befindet sich das Gesimsband, welches eine Trennwirkung zu den beiden oberen Geschossen herstellt. Das Band wird durch wulstige Profile eingefasst. An der oberen Seite durch ein Karnies mit stilisierten Blattornamenten und auf der unteren Seite durch einen Eierstab. Das Band in dessen Mitte hat ein Mäander, welches in der Fläche eingeritzt ist. Unter dem Eierstab verläuft ein weiteres, schmales Ornamentband auf welchem Rosetten abwechselnd mit Gruppen senkrechter Einschnitte eingeritzt sind. Direkt über dem Gesimsband beginnen die Fenster des darüber liegenden Geschosses. Das oberste Geschoss hat quadratische Fenster, die niedriger sind als in den unteren Geschossen. Das Dach wird von einem weit vorspringenden, schmalen Gesims mit flacher, rechteckiger Konsole getragen.

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Fassade am „Papenstieg“ zwischen den Risaliten.

Die Fassade am „Papenstieg“ hat 17 Achsen. Die beiden äußeren, sowie die mittlere Achse dieser Fassade sind risalitartig verzogen. Die Risalite bilden durch ihre veränderte Geschossfolge einen Kontrast zu den zwischen ihnen liegenden Wänden. Die Risalite haben in allen Geschossen dreigeteilte Fenster. Der Rest der Fassade hat in den zwei oberen Geschossen glatt eingeschnittene Fenster und ist durch ein gestuftes Gesimsband von der Fassade der unteren, rustizierten Geschosse abgetrennt. Das mittlere Fenster der unteren Geschosse hat eine eingetiefte Fläche in welcher die Fester liegen. Hierdurch wird diese Fensterreihe besonders betont. Das Gebäude wirkt, als wären zwei Blöcke übereinandergestellt und durch das Gesimsband voneinander getrennt. Eine Verbindung stellen die Fenster her, die in einer Linie liegen und so eine Einheit zwischen den zwei Blöcken herstellen.


Bau- und Nutzungsgeschichte

Auftraggeber des Vieweghauses war der Berliner Verleger Friedrich Vieweg. Das Haus wurde als Wohn- und Verlagshaus genutzt. Auf dem Grundstück befand sich vorher ein keines baufälliges Opernhaus. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand übertrug Friedrich Vieweg das Opernhaus zum Abriss. Außerdem unterstützte der Herzog den Verleger beim Ankauf des sich nördlich anschließenden Hofes. Im Jahr 1799 wurde dann mit dem Bau begonnen. Große Schwierigkeiten bereitete die Gründung auf schlechtem Baugrund. David Gilly war Wasserbauspezialist, daher kannte er sich gut mit Pfahlgründungen aus. Dies war ein Vorteil bei den auftretenden Schwierigkeiten, trotzdem kam es zu Verzögerungen des Baus. Außerdem gab es auch noch Materialschwierigkeiten. Im Jahr 1804 wurde das Vieweghaus fertiggestellt und der Verlag konnte einziehen. 1976 zog der Verlag wieder aus und das vorübergehend leer stehende Haus wurde als Lager genutzt. Von 1981 bis 1985 wurde es grundlegend saniert und seit 1985 befindet sich dort der Hauptsitz des braunschweigischen Landesmuseums.

Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Die Epoche des Klassizismus dauerte ungefähr von 1780 bis 1850. Das Vorbild des Stils war die klassische Antike mit ihren Tempelbauten und Säulen. Es wurden klare Linien und einfache, wuchtige Formen bevorzugt. Geometrische Formen bildeten die Grundformen der Architektur. Als Baumaterial wurde meist hellfarbener Naturstein und Backstein verwendet. Typisch für diese Epoche waren regelmäßige Fensterreihungen und ein heller Gebäudeanstrich. Als Dekor wurden zum Beispiel Girlanden und Rosetten verwendet, allerdings nur sparsam. Wichtig war die repräsentative Wirkung der Gebäude.


Vergleichsbauten

Amtshaus Steinhöfel

Das Amtshaus Steinhöfel wurde 1790 von dem Architekten David Gilly erbaut. Ähnlichkeiten zum Vieweghaus, bestehen in der regelmäßigen Fensterreihung und der Pilastergliederung.


Die Münze

Die Münze wurde von 1798 bis 1800 von Heinrich Gentz in Berlin erbaut. Die Ähnlichkeiten zum Vieweghaus, bestehen in den Säulen am Eingang und die Verzierungen durch das Ornamentband.


Quellen