Villa Löbbecke
Villa Löbbecke
Standort | 52°16'16.2"N 10°31'00.6"E |
Städtebauliche Einordnung | Löbbeckes Insel(Inselwall Park) |
Bauaufgabe | Wohnsitz für Alfred Löbbecke |
Baujahr | 1881/1882 |
Architekt | Prof. Constantin Uhde; Prof. Jstus Herrenberger |
Ingenieur | Dipl. -Ing. Paris, Dipl.-Ing. Heinicke |
Bauherr | Alfred Löbbecke |
Nutzung | Bürohaus |
Konstruktion | Sandstein/Werkstein/Stahlbeton/Natursteinverblendplatten |
Gebäudetyp | Villa |
Fassadengestaltung | typische Fassade des Historismus / Neorenaissance |
1865 ging das große Bierbaumsche Gartengrundstück an die Bankiersfamilie Löbbecke über. 1880/81 erbaut der Architekt Constantin Uhde (1836-1905) die repräsentative, im römische -italienischen Stil gehaltene Neorenaissance Villa für den Bankier Alfred Löbbecke . 1882 wurde südlich davon der Bammelsburger Teich angelegt. Bei der Anlage des schon Ende des 19. Jahrhunderts öffentlich zugänglichen Gartens arbeitete Uhde eng mit dem Gartenarchitekten und Prommenadeninspektor Friedrich Krieß (1842-1915) zusammen .
Zwischen 1993 und 1945 wurde die Villa Löbbecke für nationalsozialistische Zwecke (Dienstwohnungen )genutzt . Nach Kriegszerstörung 1944 drohte der Villa, der Komplette-Abriss 1967/68 gelangen eine teilweise Erhaltung und Einbeziehung in den Neubau des Gästehauses der Technischen Universität Braunschweig nach dem Entwurf von Prof. Justus Heerenberger, seit 2011 Nutzung als Bürohaus .
Baubeschreibung
Die zur Zeit des Historismus entstandene Villa Löbbecke wurde im zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört. Zum Glück konnte beim Neuaufbau 1967/68 ein Teil der Fassade restauriert und in das neuentstandene Gästehaus für die TU Braunschweig integriert werden. So sind heute noch einige Bauelemente ablesbar, die beim Bau 1880/81 in der Epoche des Historismus sehr beliebt waren. Es war typisch, fast schon wahllos alte Zitate aus vorherigen Epochen wie dem Barock oder der Renaissance etc. zu kombinieren. Am besten lässt sich die eindrucksvolle Südfassade beschreiben, wenn man auf alle auffälligen Bauelemente einzeln eingeht.
Die Villa von Löbbecke ist ein rechteckiges Gebäude, sehr auffällig sind die Säulen im Erdgeschoss (12), wobei sie auf der linken Seite anders angeordnet sind als rechts, doch generell sind sie gleich gestaltet. Die Kapitelle zeichnen sich durch Voluten aus. Diese Voluten sind typisch für die sogenannte Ionische Säulenordnung, welche in der Antike eine von drei „Baurichtlinien“ war (Dorische , Ionische und Korinthische Säulenordnung). Zu dem hat jede Säule eine Attische Basis, die sich durch eine Abfolge von Torus, Trochilus und wieder einem Torus kennzeichnet. Auf der rechten Fassadenseite liegt auf den vier Säulen ein Architrav auf, der, wie für die Ionische Säulenordnung üblich, durch Faszien gekennzeichnet ist. Auf dem Architrav oberhalb der zwei mittigen Säulen befindet sich noch eine halbkreisförmige Öffnung. Der tragende Bogen dieser Öffnung wird als Archivolte bezeichnet. Alles in allem ergibt diese Kombination aus Bauelementen auf der rechten Seite des Erdgeschosses ein Bild, das als Palladio-Motiv bekannt ist. Was aber untypisch ist, dass der Architrav hier durchgezogen und das „Bogentor“ somit nicht mehr richtig zur Geltung kommen kann. Mögliche Gründe dafür sind falsche Maße der Bauteile, die im Nachhinein nicht mehr geändert werden konnten.
Die Säulenreihe auf der linken Seite hingegen hat keinen Architrave, dafür reihen sich drei Bögen aneinander, die jeweils von vier Säulen getragen werden. Auf dem Kapitell der Säulen liegt der Kämpfer, welcher den Kämpferstein und somit den ganzen Bogen trägt. Diese Arkade, lässt sich auch oben in den „Fenstern“ des Turms wiederfinden.
Im ersten Obergeschoss sind vor allem die Fenster in den hervorspringenden Fassadenbereichen sehr auffällig. Ihr Rahmen ist von außen stark profiliert und sie haben beide einen Segmentgiebel über dem Sturz. Noch weiter oberhalb des linken Fensters befindet sich auf Höhe der Dachkante die Andeutung eines Triglyphenfrieses, wie er eigentlich nur für die Dorische Säulenordnung typisch ist. Darüber liegt noch ein sehr schlicht gestalteter Tympanon. Dieser und das Triglyphenfries sind wichtige Merkmale der Frontansicht eines dorischen Tempels, werden hier aber stark vereinfacht und dienen nur als Verzierung. Oberhalb der Dachkannte liegt ansonsten nur noch das letzte Geschoss des Turms, welcher, wie oben erwähnt, offenen Arkaden als Fenster hat. Die Bögen sind hier jedoch durch ihre Agraffen nochmal stärker verziert.
So lässt sich deutlich erkennen, dass in dieser Fassade die Einflüsse verschiedener Epochen zusammen treffen und eine nahezu willkürliche Kombination von Stilelementen bilden. Die restlichen Ansichten des Hauses sind weniger interessant oder von historischer Bedeutung, da sonst nur wenige ursprüngliche Elemente erhalten geblieben sind.
Die alte Villa Löbbecke hatte nur zwei Geschosse, zählt man den einen Turmraum noch dazu , waren es drei. Heute hat die Villa ganze fünf Etagen, die mit dem Neubau dazu gekommen sind. Da die Villa auf einem Hügel steht, sind zwei unterhalb des eigentlichen Erdgeschosses. Die anderen drei sind so hoch wie die ehemaligen zwei Geschosse , da die Raumhöhe früher wesentlich höher geplant wurde, als es bei der heutigen Büronutzung nötig ist.
Innenraumbeschreibung
Das Gasthaus hat folgende Räume:
- 2 Einzelbettzimmer mit Schrankküche
- 8 Zweibettzimmer mit Schrankküche und Bad.
- 8 Zimmer, die nach Bedarf zu 2 –bzw. 3 Zimmerwohnungen kombiniert werden können, mit Bad und Schrankküche.
- Galeriewohnungen
- Über dem Wohnraum liegt eine Schlafgalerie mit 1 bzw.2 Schlafzimmern mit Bad.
- Auf diese Weise konnte die große Geschosshöhe im 1.Obergeschoß zum Wall hin ausgenutzt werden .
- 5-Zimmerwohnung für den Protektor des Hauses.
- 3-Zimmerwohnung für den Hausverwalter.
- Gesellschaftsraum für das ganze Haus.
- Frühstücksraum /Erfrischungsraum
Bau-und Nutzungsgeschichte
Im Jahre 1881 errichtete der Architekt Professor Constantin Uhde – der Erbauer der Technischen Hochschule an der Pockelstrasse – für den Bankier Alfred Löbbecke eine Villa auf die ehemaligen Ravelin am Inselwall . Dieses Haus wurde im Oktober 1944 durch Spreng und Brandbomben zerstört.
Die Südseite zum Wall hin war großenteils erhalten, jedoch stark beschädigt. Der Turm hatte sehr gelitten, die feinen Sandsteinprofile waren durch die Flammen abgesprengt . Regen und Frost hatten die Steine und Fugen auseinandergetrieben . Der Turm lag nur auf zwei gesunden Mauern auf , die dritte Ecke hing praktisch in der Luft. Die Westwand aus Elmkalkbruchstein schien noch brauchbar, ebenso die Nordwand dem mit großen Bogenfenster .Die gewölbten Keller lagen unter 2 Meter hohem Schutt, auf dem inzwischen 10 Meter hohe Bäume gewachsen waren. Die Keller waren noch überraschend gut erhalten. Die Innenwände und Decken waren nicht mehr vorhanden oder unbrauchbar und die Ostseite und Decken war von einer Sprengbombe getroffen worden und hatte am meisten gelitten.
Nachdem die Stadt Braunschweig 1961 mit dem herrlichen Park auch die Ruine vom Land Niedersachsen erworben hatte, wußte niemand , was man mit den Trümmern anfangen sollte. In den Kellern hausten Obdachlose, es bestand Einsturzgefahr.
Um Unfälle zu vermeiden, hätten die Trümmer beseitigt werden müssen. Zwar wurden die Reste unter Denkmalschutz gestellt. Nachdem die Trümmer geräumt worden waren und der Turm durch eine 12 m lange Stahlstütze abgestützt war, konnte am 11 Juli 1967 der Grundstein gelegt werden.
Quellen
- Wörterbuch der Architektur/Reclam Sachbuch
- Unterlagen aus der Baugeschichte
- Vorlesung von Prof von Kienlin 2018/2019
- Stadtbibliothek Braunschweig aus folgenden Büchern:
- 1. Brosch.II 13.431
-2. Braunschweigische wissenschaftliche Gesellschaft (Jahbuch 2014)
-3. Unterwegs in Braunschweig
-4. Braunschweiger Bilder aus der fliegenden Kiste .
- Stadtarchiv Braunschweig
- Wikipedia (25.01.2020): https://de.wikipedia.org/wiki/Inselwallpark