Villa Rimpau

Aus Bauwissen

Villa Rimpau

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Villa Rimpau
Standort 52° 15′ 22.37″ N, 10° 31′ 42.55″ E

52.256213°, 10.528485°

Adresse Wolfenbüttler Straße 2
Baujahr 1881/82
Epoche Neorenaissance
Architekt/Rekonstruktionsbau Prof. Constantin Uhde
Bauherr August & Arnold Rimpau
Nutzung primärer Wohnzweck
Konstruktion Massivbau
Fassadengestaltung Sandstein, Mittelrisalit, Eckquader, Kranzgesims, ionische Säulenpaare mit Voluten verziert, Fries


Einleitung

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude befindet sich in der Wolfenbüttler Straße 2 in Braunschweig und zählt zu den Hauptwerken historischer Villenarchitektur in Braunschweig. Die Villa nimmt große Teile der Fläche zwischen der Adolfstraße im Osten, der Campestraße im Süden und dem Okerumflutgraben im Norden ein. Die Villa Rimpau zeichnet sich nicht nur durch ihr besonderes Erscheinungsbild aus und wird daher nicht selten mit dem Braunschweiger Residenzschlosses verglichen, sondern sie hat in ihren Jahren auch eine Reihe an Eigentümern gehabt, was sie auch geschichtlich interessant werden lässt.

Baubeschreibung

Der zweigeschossige Sandsteinquaderbau ist durch eine symmetrische Renaissancefassade geprägt, dem eine repräsentative Auffahrt vorgelagert ist. Der Mittelrisalit ist mit einem breiten Gebälk im Kranzgesims über vier frei stehenden ionischen Säulenpaaren ausgebildet, welche auf einer ausgeprägten Sockelzone enden.

Durch die Anordnung der Säulenpaare ergibt sich eine Loggia, welche in drei Abschnitte geteilt wird. Diese Dreiteilung wird durch kreisförmige Ornamente besonders betont. Nach den ursprünglichen Zeichnungen Uhdes sollten die zwischen den Säulen liegenden Postamente Akrotere tragen, welches in der Baudurchführung jedoch wieder verworfen wurde. Im Werksverzeichnis von Uhde wird die Villa aufgrund des Risalits in der Funktion eines Vorbaus als Quaderbau mit ionischem Portikus bezeichnet. Dadurch wird die Erhabenheit der Villa zum Ausdruck gebracht. Bei näherer Betrachtung der Säulen ist eine Unterbrechung der Kannelurengeometrie im unteren Abschnitt der Säulen zu erkennen, wodurch die Säulen auf ihre geometrische Grundfläche reduziert werden. Hierbei orientierte sich der Architekt an der Säulenstellung des Forums Pompeji, also an Vorbildern der Antike. Der Geschosswechsel ist sichtbar durch eine Gesimsausbildung mit einer gekonnten Differenzierung der Werksteinbearbeitung durchgeführt worden und führt zu einer lisenenartigen Betonung der Gebäudekanten. Die mit Kreisornamenten durchbrochene Attika vermittelt einen massiven Eindruck der Villa. Im Friesbereich zwischen den Säulenachsen stechen besonders die geometrischen Pfeiffenmuster und Akanthusblätter hervor. Die Villa schließt nach oben durch eine flachgehaltene Attikazone ab. Es folgen nach unten ein Kranzgesims, eine Frieszone und das Gebälk, bestehend aus Drei-Faszien-Architrav. Anders als in den Bauantragsplänen zu erkennen ist, entschied man sich die pantheonartige Kuppelschale über der Rotunde nicht auf das Gebäude zu setzten. Der Grund dafür ist leider nicht bekannt. Bekannt ist jedoch der Aufbau, den die Kuppel haben sollte. Ähnlich wie die Kuppel des Pantheons sollte sie ein Opaion besitzen. Die Kalotte sollte sich nach oben stufenartig durch Stufenringen der Öffnung nähern.

Bei der Villa Rimpau sind zwei architektonische Konzepte zuerkennen. Die symmetrisch gestaltete Straßenfront trifft auf die unsymmetrische Hinterfront des Gebäudes, welche durch einen Gebäuderücksprung mit einer großzügigen Veranda geprägt ist. Die Veranda wird durch vier dorische Säulen unterteilt. Die unsymmetrische Fassade im rückwertigen Teil dient der Auflockerung und vermittelt einen wohnlichen Charakter.

Zudem fällt auf, dass das Kranzgesims in der Frieszone durch Fenster unterbrochen wird. Neben der pantheonartige Kuppelschale über der Rotunde wurden, anders als die Bauanträge verraten lassen, eine ganze Reihe anderer Details nicht ausgeführt. Dazu zählen zum Beispiel die Akanthusranken auf dem Fries des Mittelrisalits und die Akanthusblätter als Akrotere auf der Balustrade, welche in das Pfeiffenfriesband integriert wurden.

Der Vorentwurf zeigt zudem, dass die Frieszone des Gebälks noch als kaiserzeitliche Ranke gezeichnet war. Zudem wurden, anders als zu erwarten war, neben klassischen antiken Vorbildern auch Elemente frühchristlicher Vorbilder verwendet.


Innenarchitektur

Über eine Freitreppe mit einer Rampe gelangt man in die runde Eingangshalle der Villa, die offen gestaltet ist und das Obergeschoss mit einbezieht. Von der Rotunde sind die meisten Räume erschlossen. Die symmetrisch gestaltete Fassade lässt auf einen strukturiert gestalteten Wohnbereich schließen, jedoch ist genau das Gegenteil umgesetzt worden. Der Innenraum der Villa zeichnet sich durch eine unsymmetrische Anordnung von Räumen aus, welche teilweise fürstlich geprägt sind. Dekorative Akzente setzen ein mit Löwenköpfen verzierter Kamin und die malerische Ausgestaltung der Unterseite des Rundgangs im Obergeschoss sowie dessen Brüstung und das Treppengeländer. Sie geben diesem Bürgerhaus fast ein fürstliches Gepräge. Raumausstattungen sind in unterschiedlichen Stilformen von ital.Renaissance bis Rokoko.

Geschichte

Die Villa Rimpau wurde im Jahr 1881 samt Grundstück von dem Kaufman August Rimpau für seinen Sohn Arnold Rimpau gekauft. August Rimpau war Kaufman und Unternehmer, welcher einer seit dem 17. Jahrhundert in Braunschweig ansässigen Landwirts- und Kaufmannsfamilie angehörte und 1848 an fünfter Stelle der Höchstbesteuerten in der Stadt stand. Der einflussreiche Unternehmer ließ die Villa abreißen, nachdem bei Renovierungsarbeiten herausgefunden wurde, dass das Haus von Schwamm durchsetzt war. Anschließend wurde die Villa nach Plänen des braunschweigen Architekten Constantin Uhde im Jahr 1881/ 82 im Stil der Neorenaissance neu errichtet. Aufgrund von Liquiditätsproblemen von Arnold Rimpau wurde die Villa im Jahr 1932 von der Braunschweigischen Lebensversicherungsbank erworben und 1933 an die NSDAP verkauft. Die offizielle Bezeichnung als Adolf-Hitler-Haus erhielt die Villa durch die Ansiedlung der Kreisleitung, der Gauinspektion Braunschweig und der Deutschen Arbeits-Front (DAF) Braunschweig. Inoffiziell war die Villa auch als Braunes Haus bezeichnet worden. Nach dem Krieg wurde die Villa zunächst Gewerkschaftshaus, anschließend war sie von 1954 Amtsgebäude des Sozialgerichts, bis der Unternehmer und Begründer des Bekleidungsunternehmens „New Yorker“, namens Friedrich Knapp, die Villa im Jahr 2006 kaufte und aufwendig denkmalgerecht umbauen ließ. Zu seiner Zeit war die Villa Rimpau ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt und Treffpunkt bedeutender Persönlichkeiten wie z. B. Ina Seidel oder Heinrich Sohnrey.


Fazit

Die Villa Rimpau ist klassisch, es Werk Constantin Uhdes zu erkennen. Der braunschweiger Architekt hat eine Villa ganz im Stil der Neorenaissance errichtet, welche sich zur Straßenfront symmetrisch mit zahlreichen malerischen Details der klassischen Architektur als ein gutbürgerliches, massives Anwesen präsentiert, jedoch nachhinten raus einen wohnlichen Charakter vermittelt.

Quellen

  • Constantin Uhde. Bauen in Braunschweig, Teil 1, Christina Krafczyk, 2013
  • Constantin Uhde. Bauen in Braunschweig, Teil 2: Katalog Ausgeführte Bauten und Projekte, Christina Krafczyk, 2013
  • Stadtarchiv Braunschweig, Zeitungsartikel von C.R. Celle