Villa Salve Hospes

Aus Bauwissen

Villa Salve Hospes

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Villa Salve Hospes
Standort Braunschweig, Lessingplatz 12
Städtebauliche Einordnung Villa
Bauaufgabe Wohnhaus
Baujahr 1805 – 1808
Epoche Klassizismus
Architekt/Ingenieur Peter Joseph Krahe
Bauherr Kaufmann Dietrich Wilhelm Krause
Nutzung Damals Wohnhaus
Nutzung Heute Kunstverein Braunschweig
Konstruktion Mauerwerksbau
Gebäudetyp als „Landhaus“ entworfene Villa
Baumaterial Naturstein

Baubeschreibung

Außen

Der Bau ist eine axialsymmetrische Anlage von Haupt- und Nebenbauten. Der Architekt Krahe positioniert das Landhaus in enger, maßlich städtebaulicher Beziehung zur Augusttoranlage mit Torwache im Osten und dem Gauß-Observatorium im Westen.

Den Garten und die Hausanlage entwarf der Architekt als sich über eine Symmetrieachse entwickelnde Einheit aus kubischen Baukörpern und dem bewussten Kontrast zwischen fein gezeichneten Teilformen und großer, wandgeschlossener Körperlichkeit. Die streng axiale Hofanlage besteht aus einem, über einem hohen Sockel ruhenden, zweigeschossigen, auf rechteckigem Grundriss errichteten Haupthaus und zwei seitlichen Nebengebäuden. Der Sockel besteht aus Natursteinen. Auf der Hauptfassade zur Stadt befindet sich ein schmaler und hoher Mittelrisalit, bestehend aus einer Portalnische mit eingestellten Säulenpaar, darüber liegendem halbrundem Radfenster. Zudem befindet sich über die gesamte Risalitbreite ein Schmuckfries mit Inschriftentafel „SALVE HOSPES“ (Sei gegrüßt, Gast). Darüber befindet sich ein Dreiecksgiebel mit Rundfenster und umgebenden Lorbeerkranz im Tympanon.

Die Nebengebäude nahmen ehemals Remisen, Stallungen und Räume für das Personal auf. Die mit Walmdach versehenen drei Baukörper sind durch zwei hohe Eisengitter miteinander verbunden. Zur Straße schließt ein entsprechend ausgebildetes, reich verziertes Lanzettgitter sowie eine zweiflügelige Toranlage mit seitlichen Fußgängerpforten zwischen den Natursteinpfeilern den Vorhof ab. Die Gartenfassade ist der Länge nach in vier gleiche Teile zerlegt, von denen die Vorlage zwei, die Rücklagen je ein Teil innehaben.

Die Seitenfassaden des Haupthauses ordnen sich dem gleichen Quadratsystem unter.

Die klare Proportionierung der Fassaden und das ausgewogene Verhältnis des Grundrisses zum Außenbau machen die Villa zu einem Hauptwerk des deutschen Frühklassizismus.

Seit Errichtung des Gebäudes wurde die Fassade von außen bereits erneuert.

Innen

Im Innenraum nutzte der Architekt einen Entwurf, den er bereits für ein Landhaus am Hang von 1790 nutzte. Die reduzierte Gestaltung des Äußeren setzt sich im Inneren plastischer und schmuckreicher fort. Die Eingangshalle ist kreisrund, übermäßig dekoriert, geht über 2 Etagen und hat kleine Statuen-Rundnischen rundherum. Ebenso ist der seitlich angrenzende und quadratische Festsaal sehr schmuckreich. Über die Haupttreppe lassen sich die oberen Schlaf- und Gasträume erschließen. Der Bauherr gab nur wenige Vorgaben für das Raumprogramm, 1807 war der Innenausbau fast vollständig abgeschlossen, bereits 1808 veranlasste der Bauherr jedoch bereits wieder Änderungen des Inneren und des Parks.


Bau- und Nutzungsgeschichte

Die Villa Salve Hospes ist eine von 12 erhaltenen Bauten des Architekten Peter Joseph Krahe (1758-1840) innerhalb Braunschweigs. Der Architekt Peter Joseph Krahe gehört zu den bedeutendsten Architekten des Klassizismus in Deutschland. Viele seiner Bauten prägen das Braunschweiger Stadtbild noch heute, auch wenn nicht alle vollständig erhalten sind, so ist zumindest noch seine Klassizistische Architektur vorzufinden.

Seit dem endeten 18. Jahrhundert bis Ende des 19. Jahrhunderts entstand immer mehr der Wunsch nach freistehenden Wohnhäusern mit großen Grünanlagen. Bestimmend war hier die Befreiung aus der engen Stadt. In Braunschweig entstand somit der Wallpromenadenring mit zunächst 75 sehr großen Grundstücken, die später noch weiter geteilt wurden.

Zu den ersten Familien, die sich um Grundstücke bewarben, zählten die Kaufleute Krause. Durch ihre sehr gute Lage zwischen Stadt und Landschaft boten die Wallanlagen die ideale Umgebung zur Errichtung bürgerlicher Villen und Landhäuser. Im Jahre 1835/36 lässt Krause für eine seiner beiden Töchter und Ihren Mann eine weitere Villa am östlichen Grundstücksende errichten.

Seiner andern Tochter Helene und deren Mann, Major Hollandt vererbt er 1845 den gesamten Besitz und somit die Villa Salve Hospes. Seither wird der Garten „Hollandts Garten“ genannt, ein nun der Bevölkerung offen stehender Park. Im Jahre 1846 wird das gesamte Innere nochmals umgestaltet, nun im Neo-Rokokostil. Major Hollandt lässt 1884 einen zweigeschossigen Orangeriebau durch den Kreisbaumeister Wilhelm Krahe westlich der Villa errichten.

Im Jahre 1927 erwirbt die Stadt Braunschweig das Gebäude und den Park, um 1932 auf dem Grundstück ein Schwimmbad zu bauen und somit Anwesen und Grundstück voneinander zu trennen. 1929 wurde das Gebäude dem Forschungsinstitut für Erziehungswissenschaften zur Verfügung gestellt, dabei wurden viele Teile der Innendekoration aus dem Jahre 1846 wieder entfernt und ein gelber Anstrich der Wände vorgenommen.

Nach Schließung des Institutes wurde das Gebäude ab 1932 zu Ausstellungszwecken vom städtischen Museum genutzt. Seit 1945 beherbergt das Hauptgebäude den damals neu gegründeten Kunstverein Braunschweig. Heute werden das westliche Nebengebäude als Verwaltungsgebäude des Kunstvereins und das östliche Nebengebäude als Studiogalerie genutzt.


Einordnung in das zeitgenössische Bauen/Konstruieren

Die Villa Salve Hospes ist für den Klassizismus ein entscheidender Bau eines freistehenden Landhauses mit großem englischen Landschaftspark. Die Villa lässt sich nicht nur dem Braunschweiger Klassizismus zuordnen, sondern hatte auch Einfluss der französischen Revolutionsarchitektu, dem Berliner Klassizismus und den Palladio-Bauten.

Quellen

  • Jesse, Führer durch die Wohnräume im Erdgeschoss des Hauses „Salve Hospes“, Druck und Verlag von E.Appelhans & Comp. In Braunschweig, 1932
  • Bassin er al., Peter Joseph Krahe, Hecker Print-Service GmbH, Wolfenbüttel, 2008