Villa von Bülow

Aus Bauwissen

Villa von Bülow

Standort 52°16'05.9"N 10°30'40.5"E
Bauaufgabe Sommerresidenz
Baujahr 1839
Epoche Klassizismus
Architekt Carl Theodor Ottmer
Bauherr Heinrich Georg Christian Friedrich von Bülow
Nutzung Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung
Gebäudetyp Villa
Konstruktion Massivbau
Oberflächen Putz

Baubeschreibung außen

Die Villa von Bülow ist ein rechteckiges, zweieinhalb geschossiges Gebäude mit vier Ecktürmen, welche ein wenig vorspringend und zum Hauptgebäude überhöht ausgebildet wurden. An den langen Seiten ist das Gebäude im Erdgeschoss mit Rundbogenfenstern, im Obergeschoss mit rechteckigen Fenstern ausgestattet. Genau umgekehrt ist diese Anordnung an den kurzen Seiten, wobei die Rundbogenfenster im Obergeschoss zusätzlich von Profilen gerahmt sind. Das niedrige Mezzaningeschoss wird zur Celler Straße hin durch runde, an den übrigen Seiten durch rechteckige Fenster belichtet. In der Mitte der langen Seiten befinden sich im Erdgeschoss jeweils die Eingangstüren. Über der Türe in Richtung der Celler Straße hängt das Wappen der Familie Löbbecke. Der heutige Eingangsbereich befindet sich auf der kurzen, zur Freisestraße gerichteten Seite. An der anderen, in Richtung der Stadt zeigenden Schmalseite, befindet sich ein halbrunder Vorbau mit Rundbogenfenstern, über dem sich ein Freisitz mit Balustrade befindet. Die Ecktürme sind mit rechteckigen Fenstern und einem Zeltdach ausgestattet. Das Dach des Haupthauses ist als flaches Walmdach ausgestattet; aufgrund der niedrigen Höhe ist es aus der Perspektive des Fußgängers jedoch kaum zu erkennen. Auf der Rückseite des Gebäudes wurde vermutlich im 19. Jahrhundert eine barockisierende Freitreppe errichtet.



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Westansicht der Villa von Bülow (2020)
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Ansicht der Villa von Bülow Blickrichtung Südwest (2020)
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Südansicht der Villa von Bülow (2020)

Baubeschreibung innen

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Innenansicht der Bibliothek in der Villa von Bülow (2020)

Ursprünglich wurden die Decken als Holzbalkendecken ausgeführt. Im Zuge der Umnutzung sind diese Stahlbetondecken mit dazugehörigen Stützen gewichen. So sind aus zweieinhalb Geschossen inzwischen vier Geschosse geworden. Die Wände waren zum Zeitpunkt der früheren Nutzung in Fachwerk ausgebildet. Gerade das große Zimmer zum Garten besaß einen besonderen Parkettboden und Stuckdekorationen.

Während der Nutzung als Wohnhaus wurden Anpassungen zur Verbesserung der Wohnverhältnisse, wie beispielsweise der Einbau von Badezimmern vorgenommen.

Durch die Renovierungsarbeiten zur Umnutzung wurden Parkett und Stuck rekonstruiert und der Grundriss komplett verändert, da das Gebäude nun eine Freihandbibliothek, mehrere Büros sowie Konferenzräume beheimatet.

Baugeschichte

Das Gebäude wurde im Jahr 1839 für Heinrich Georg Christian Friedrich von Bülow erbaut. Nach seinem Tod im Jahr nach der Fertigstellung ging die Villa in den Besitz seiner Familie. Von 1869 bis 1873 wurde das Gebäude von Major Friedrich Wilhelm von Rauch und General Gustav von Girsewald, der auch die Erbengemeinschaft der Familie von Bülow vertrat, bewohnt. Zwischen 1873 und 1891 war die Villa im Besitz des Kaufmanns Ferdinand Ebeling, der es anschließend an die Familie Löbbecke verkaufte. Ein Relikt aus dieser Zeit ist das über der ehemaligen Eingangstüre angebrachte Familienwappen, welches bis heute besteht. Im Jahr 1934 hat die Stadt Braunschweig das Gebäude mit Grundstück erworben, um die Schule des deutschen Handwerks dort unterzubringen. Nur vier Jahre später wurde auf dem Grundstück ein Gebäude mit Dienstwohnungen errichtet, sodass das ursprünglich parkmäßige Grundstück erstmals in seiner Gestalt angetastet wurde. Trotz der Nutzung als Werhmachtsdienststelle hat die Villa den zweiten Weltkrieg ohne Blessuren überstanden. So konnte sie nach Kriegsende bis 1952 als Wohnheim für Schwesternschülerinnen des in direkter Nähe befindlichen Krankenhauses Holwedestraße genutzt werden. Danach stand das Gebäude leer, was zum Verfall geführt und Vandalismus mit sich gebracht hat. 1961 schlug die Stadt Braunschweig vor, dass Gebäude abzureißen, da Schäden am Mauerwerk und Schwammbefall festgestellt worden sind, doch so weit kam es letztlich nicht. In der örtlichen, sowie fachlichen nationalen Presse wurde der Zustand des ehemals glanzvollen Gebäudes immer wieder thematisiert und regte zu zahlreichen Diskussionen an. Im August 1975 beschloss der Rat der Stadt Braunschweig auf Antrag des CDU-Ratsherren Friedrich Theodor Kohl, mit dem Land Niedersachsen in Kontakt zu treten, um die Villa zum Sitz des Georg-Eckert-Institutes für internationale Schulbuchforschung auszubauen. Drei Jahre später erfolgte der Beschluss zur Sanierung und 1979 wurde das Grundstück an das Land Niedersachsen übereignet. Nach dem Umbauentwurf von Prof. Justus Herrenberger wurde das Gebäude von 1979 bis 1981 komplett entkernt und renoviert. Der damalige Bauzustand war nahezu prekär und die neuen Nutzungsansprüche stimmten nicht mit den alten Grundrissen überein. Von 1981 bis heute wird die Villa vom Georg-Eckert-Institut genutzt. Aktuell entsteht im ehemaligen Garten ein Erweiterungsbau, um dem Platzbedarf gerecht zu werden.

Einordnung in das zeitgenössische Bauen

Die Villa von Bülow präsentiert sich aufgrund ihrer Formensprache als typischer Vertreter des Spätklassizismus. Einflüsse der italienischen Renaissance sind sichtbar, was sich durch einen Italienaufenthalt des Architektes Carl Theodor Ottmer erklären lässt. Auch aus bautechnischer Sicht ist das Gebäude nach dem damaligen Stand der Technik erstellt worden und weist keine herausragenden technische Besonderheiten auf.

Quellen

  • Villa von Bülow, Bürgerforum Braunschweiger Wallring e.V