Wasserwerk Bienroder Weg
Wasserwerk Bienroder Weg
Standort: Bienroder Weg 48a, 38112 Braunschweig Städtebauliche Einordnung: Bereitstellung und Aufbereitung von Trinkwasser Baujahr: 1902 Epoche: Backsteinexpressionismus Entwurf und Ausführung: Adolf Thiem Bauherr: Stadtverordneten (Stadtrat) Braunschweig Nutzung: Trinkwasserversorgung Konstruktion: Geziegelter Industriebau Gebäudetyp: Technischer Bau Baumaterial: Ziegelstein
Baubeschreibung: Die Fassade des Wasserwerks besteht zu großen Teilen aus orangefarbenem Backsteinmauerwerk. Akzente werden vor allem im Bereich der tragenden Elemente mittels roten Backsteins gesetzt. Die Dachkonstruktion besteht aus einem schlichten Satteldach mit schwarzen Ziegeln. Für wenige Meter sind Ziegel durch Dachfenster im Bereich des Firstes ausgetauscht und bieten so mehr Möglichkeiten für natürliches Licht im Inneren. Ungewöhnlich ist, dass für Gruppe von technischen Anlagen viel Wert auf das Aussehen der Gebäudehülle gelegt worden ist. Des Weiteren wurde eine filigrane Stahlkonstruktion zur Stützung des Dachs gewählt, wie man es vorher hauptsächlich im Holzbau gesehen hat.
Bau- und Nutzungsgeschichte: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das (Trink-)Wasser der Oker durch die Industrie, insbesondere der Zuckerfabriken, derartig verschmutzt, dass es auch durch Klärung und Filtrierung nicht gereinigt werden konnte. Ca. 1890 beauftragte die Braunschweiger Stadtverwaltung den Ingenieur L. Mitgau und den Geologen J. H. Kloos mit Versuchsbohrungen, um Grundwasser zu erschließen. Nach acht Jahren, 60 Bohrungen und Pumpversuchen aus 21 Rohrbrunnen, welche die nutzbare Wassermenge prüfen sollten, wurde am 03. Mai 1900 der Bau des Grundwasserwerkes am Bienroder Weg in Auftrag gegeben. Nach anfänglichen Zweifeln aufgrund der hohen Baukosten von 1.326.000 M überwog schließlich der Fortschritt des Ausbaus der Wasserversorgung in Braunschweig und die Bauarbeiten begannen am 16. August 1900. Am 15. Januar 1902 begann der Betrieb bei einer maximalen Förderleistung von 24.000 m^3 pro Tag. Insgesamt erfolgte die Grundwassergewinnung aus je 30 Filterrohrbrunnen östlich und westlich des Wasserwerks. Aufgrund des hohen Eisengehalts wurde das Rohwasser zunächst in eine Enteisungsanlage geleitet. In Form von Regen fiel es auf eine 2m starke Koksschicht, dann rieselte es durch ein Filterbett und endete letztlich im Reinwasserbehälter. Die maschinelle Ausstattung belief sich auf drei Aggregate, welche mit Dampf betrieben wurden. Erzeugt wurde dieser von drei Zweiflammrohrkesseln, welche wiederum mit Rohbraunkohle betrieben wurden. Die Dampfmaschinen, welche Bestandteil jedes Aggregats waren hatten eine Leistung von 100PS. Damit wurden je zwei Vorhebe- und Plungerpumpen, mit einer Förderleistung von 450m^3/h betrieben. Wobei die Plungerpumpen zum Fördern des Wassers aus dem Reinwasserbhälter in das Stadtrohrnetzt benutzt wurden. Der 1901 errichte Wasserturm auf dem Giersberg fungierte als Druckausgleichs- und Vorratsbehälter. Nach knapp 70 Jahren Laufzeit dient das Wasserwerk heute als Spitzen- und Reservewasserwerk und stellt zusätzlich die Trinkwasserversorgung im Notfall sicher.
Quellen: • Wassserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig.; Wilhelm Appelt und Theodor Müller; Herausgegeben aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Städtischen Wasserwerke Braunschweig am 1. Januar 1965 • https://www.bs-energy.de/blog/2022/05/11/testlauf-im-wasserwerk-bienroder-weg-wasserhaerte-steigt-voruebergehend-2/