Rosentalbrücke
Rosentalbrücke
Standort | Braunschweig 38114, östliches Ende des Rosentals, 52°16'7.4"N 10°30'50.8"E[1] |
Städtebauliche Einordnung | Grenzgebiet des mittelalterlichen Stadtkerns |
Bauaufgabe | Überspannung über die Oker |
Baujahr | 1880 erbaut, 2008 restauriert |
Epoche | Historismus |
Architekt | Baumeister Barth |
Ingenieur | Baumeister Barth |
Bauherr | Bauverwalter Zahn |
Nutzung | Überführung von Fußgängern über die Oker |
Konstruktion | Brückenbauten: Steinkonstruktion, genietete Eisenfachwerkkonstruktion |
Gebäudetyp | Erschließung |
Baumaterial | Klinkermauerwerk mit Fundamenten aus Sandstein, Überspannung aus Eisen, Bodenbelag aus Holz |
Länge | 36,00 Meter |
Breite | 1,70 Meter |
Allgemeines
Die Rosentalbrücke befindet sich im westlichen Teil der Innenstadt und verbindet das Rosental mit dem Inselwall (früher: Insel-Promenade). Sie wurde im Jahr 1880 gebaut und dient Fußgängern als Überführung über die Oker. Folgt man dem Strom der Oker, stößt man auf die Wehrbrücke (Baujahr 1880). Flussaufwärts befindet sich als nächstes die Petritorbrücke, die den Braunschweiger Stadtteil Radeklint mit der Celler Straße verbindet. Die Rosentalbrücke ist die einzige Hängebrücke in Braunschweig und steht unter Denkmalschutz. Die Brücke lässt sich in die Kategorie der Verkehrsbauten einordnen. Da die Brücke bereits über 130 Jahre alt ist, kam es 1950 zum Austausch des Brückenbelags und der Geländer. 2008 wurde die Brücke grundlegend restauriert, weshalb sie mehrere Monate gesperrt wurde.
Vorgeschichte
Die Braunschweiger Innenstadt wird seit dem Mittelalter von der Oker umflossen. Sie stellte zur damaligen Zeit den äußeren Ring der Stadt dar. Gleichzeitig diente der Fluss als ein Mittel der Verteidigung gegen Eindringlinge und Unerwünschte Personen. Zusätzlich wurden die inneren Seiten des westlichen und östlichen Flussarms mit Wällen ausgebaut. Dies geschah bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, um die Funktion des Flusses zu verstärken. Der Fluss war somit nicht nur die Stadtbegrenzung, sondern auch Teil des äußeren Rings der Befestigungsanlagen. Die der Stadt abgewandten Seiten, wurden außerdem noch mit Kurtinen und Ravelins ausgestattet. So ergab sich im Gesamten eine starken Stadtbefestigung. Als sich die Grenzen der Stadt über das Mittelalter hinaus jedoch vergrößerten und durch Fortschritte in Kriegs- und Waffentechnik ein Fluss kein unüberwindbares Hindernis darstellte, entschloss sich die Stadt Braunschweig, die Wallanlagen schleifen zu lassen. Dies geschah nach Plänen des Architekten Peter Joseph Krage ab dem Jahr 1800. Die daraus resultierende, ungenutzte Fläche sollte unter anderem für neue Wohngebiete und Parkanlagen genutzt werden. Wohngebiete waren besonders vonnöten, da die Bevölkerung im 19 Jahrhundert wuchs und die Menschen somit Wohnungen brauchten. So kam es schließlich dazu, dass die mittelalterlichen Grenzen Braunschweigs erweitert wurden.
Das frühere Rosental
Vor der Oker, auf der Stadt abgewandten Seiten, befanden sich Ravelins. Diese dienten als Unterstützung für die Verteidigungswälle der Stadt. Ab dem 1900 begann die Stadt Braunschweig mit der Schleifung der Wallanlagen. In dem freigelegten Gebiet, in welchem sich das heutige Rosental befindet, entstanden Gärten. In diesen Gärten wurden unter anderem Rosen gezogen. Diese Pflanze gab dem Gebiet und letzendlich auch der Brücke den heutigen Namen. Da zum Ende des 19. Jahrhunderts die Priorität der Satdt Braunschweig auf Wohngebiete gelegt wurde, mussten diese Gärten neuen Mietshäusern weichen.
Die Entstehung der Brücke
1879 wurde von dem Bauverwalter Zahn ein Gesuch an die herzogliche Baudirektion eingereicht. Dieser bat in seinem Gesuch darum, eine Brücke über die Oker erbauen zu dürfen. Zahn besaß ein Mietshaus am Westufer der Oker, im heutigen Rosental. Die Brücke sollte den Menschen im Rosental die Möglichkeit bieten, die Oker zu überqueren, ohne lange Umwege gehen zu müssen. Das Vorhaben wurde mit der Auflage genehmigt, weder den Charakter der Wallanlage zu stören, noch den Flussquerschnitt zu reduzieren. „Realisiert wurde die Fußgängerbrücke schließlich im Jahr 1880 von einer Bauherrengemeinschaft mehrerer Anwohner." Dieser Zusammenschluss aus mehreren Bauherren brauchte schließlich auch die benötigten finanziellen Mittel auf. Nach einem Entwurf des Architekten und Baumeisters Barth wurde die Hängebrücke 1880 realisiert.
Baubeschreibung
Die Rosentalbrücke ist eine Mischkonstruktion aus Eisen, Stein und Holz. An den Uferseiten befinden sich zwei massive Torpylone auf denen die Eisenkonstruktion der Brücke aufgelagert ist. Als Fundament für den Pylon dienen große Natursteine, die mit Lagerfugen gesetzt wurden. Diese ragen etwa 2,5 Meter von der Oberkante des Wassers in die Höhe. Als oberen Abschluss der Natursteine ist ein Sims aus Sandstein zu erkennen. Er dient als visueller Übergang der unterschiedlichen Materialien. Oberhalb des Sims beginnt Klinkermauerwerk aus Greppiner Klinkern, welches ein gelbliches Erscheinungsbild aufweist. Die Klinker wurden regelmäßig als Blendverband gemauert. Auffällig ist, dass eine Schicht des Blendverbands hochkant gesetzt wurde. An dieser Stelle entsteht eine kleine Kante, denn die folgenden Steine wurden leicht nach innen versetzt. In regelmäßigen Abständen folgen weiterhin Schichten aus rot-braunem Klinker, der sich farblich stark vom hellen Klinker abhebt. Zugang zu der Brücke erhält man durch einen Durchgang in Form eines Rundbogens. Den oberen Abschluss des Rundbogens bildet ein großer Sandstein, in den das Baujahr eingemeißelt wurde. Der Durchgang ist mit einer Lampe auf jeder Seite beleuchtet. Der obere Teil der Pylone ist durch Blendarkaden und die Auflager der Hängebrückenkonstruktion gezeichnet. Den Abschluss der massiven Pylone bildet eine Platte aus Sandstein, die in der Form eines Walmdachs gefertigt wurde. Auf der Platte befinden sich drei Verzierungselemente aus Eisen, die in die Höhe ragen. Die Achse des mittleren Verzierungselementes bildet vertikal eine Spiegelachse. Anschlißend, an die Pylone, wurden zwei Mauern erbaut, die sich dem Stil der Brücke anpassen. Jedoch wurden für diese Mauern andere Klinker verwendet.
Die Eisenbänder der Hängebrückenkonstruktion sind genietet und in große Steinfundamente im Boden verankert. Die Diagonalstreben und die Geländer sind hingegen nicht genietet, sondern durch Schrauben und Muttern mit den Eisenbändern verbunden. Das hängende Gerüst der Brücke ist eine Eisenfachwerkkonstruktion.
Auf der westlichen Seite der Rosentalbrücke befinden sich Eisengitter auf dem Geländer, da der Westteil der Brücke direkt an private Grundstücke angrenzt. Auf den Mauern vor dem westlichen Pylon wurden ebenfalls Gitter angebracht, die im Stil der Eisenverzierung auf den Pylonen gehalten sind.
Der Weg auf die Brücke ist durch das Pflaster abgesetzt. Der mittlere Teil, der etwa so breit wie der Rundbogendurchgang ist, ist mit Basaltpflaster gelegt. Die beiden Randstreifen hingegen mit Natursteinpflaster. Der Belag der Brücke besteht aus Holzbohlen, die auf dem unteren Teil der Hängekonstruktion befestigt sind.
Impressionen der Rosentalbrücke
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Unterer Teil der Ostpylone
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In die Ostpylone eingelassene Verzierung aus Sandstein
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Eisenband mit Steinfundament
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Genietete und geschraubte Eisenbandverbindung
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Östliche Pylone mit Runddurch-gang
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Eisengitter mit Liebesschlössern
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Verschiedene Pflastersorten
Vergleichsbauten
Bei der Betrachtung der Konstruktion fällt auf, dass keine eindeutige Bauart erkennbar ist. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus mehreren Konstruktionsarten. Das wohl prägnanteste Merkmal der Brücke ist die Aufhängung. Diese Art des Brückenbaus wird üblicherweise zur Überbrückung breiterer schiffbarer Gewässer verwendet. Hängebrücken sind erst ab großen Spannweiten wirtschaftlich. Zum Überwinden der 36 Meter Spannweite, wäre eine andere Konstruktionsart wesentlich wirtschaftlicher gewesen. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass die Rosentalbrücke die einzige Hängebrücke in Braunschweig ist. Bei einer typischen Hängebrücke besteht die Verbindung der Zugbänder mit dem Verkehrsweg aus Seilen oder Ketten. Bei der Rosentalbrücke wurden hierfür feste Stäbe aus Eisen gewählt. Verbunden wurden die Stäbe untereinander mit Nieten. Außerdem wurde ein Diagonalstab ergänzt, die eine Fachwerkkonstruktion erzeugt. Bei der Betrachtung anderer Brücken, die zum Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurden, war die Fachwerkkonstruktion eine gefragte Bauweise. Vor allem, weil diese Konstruktionsart einen geringeren Materialaufwand als vergleichbare vollwandige Tragwerke aufweist, war sie beliebt. Auffällig ist, dass in Braunschweig hauptsächlichen Bogen- und Balkenbrücken errichtet wurden. Typischerweise werden diese beiden Formen des Brückenbaus gewählt, wenn geringe Spannweiten überwunden werden müssen. Die Wahl dieser besonderen Konstruktion lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass dem Bau der Brücke nur zugestimmt worden wäre, wenn sie dem Stadtbild entsprechen würde. Eine Balkenbrücke wäre wirtschaftlicher, jedoch hätte diese dann wohl möglich keine Genehmigung erhalten.
Quellen
- Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichte, Außerhalb des Stadtrings Gebundene Ausgabe – 19. September 2001, S. 253f.
- Arnold, Elmar; Kotyrba, Sándor: Okerbrücken am Braunschweiger Wallring. Braunschweig 2012. S. 52, Z. 10f.
- Knufinke, Ulrich; Paulus, Simon: Der Braunschweiger Wallring. Wegweiser zur Geschichte und Architektur eines kulturhistorischen Denkmals. Braunschweig 2011.
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 1.1.: Stadt Braunschweig, Teil 1, S. 245
- Offizielle Homepage der Stadt Braunschweig.–Zugriff am 18.01.2015. Verfügbar unter: [2]